Die Gewerkschaft Unia kämpft weiter mit Vehemenz gegen die Sonntagsarbeit im Outlet-Dorf im bündnerischen Landquart. Gegen die provisorische Bewilligung für die einstweilige Fortführung der Sonntagsarbeit will die Gewerkschaft mit zwei Beschwerden vorgehen.
Für die Unia ist die Ende Juli vom Bündner Kantonalen Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit (Kiga) ausgestellte Bewilligung für Sonntagsarbeit im Landquarter Designer Outlet ein Rechtsbruch, wie sie am Donnerstag mitteilte. Der Kanton Graubünden setze sich damit sogar gegen ein Bundesgerichtsurteil hinweg, findet die Gewerkschaft.
Das Bundesgericht entschied im Februar, Landquart sei kein Tourismusgebiet, weshalb die Spezialnorm für die bewilligungsfreie Sonntagsarbeit nicht angewendet werden könne. Das Kiga erteilte die Bewilligung im Hinblick auf eine Anpassung der rechtlichen Grundlagen auf Bundesebene aufgrund einer Motion des Tessiner Ständerates Fabio Abate.
In letzter Minute abgesprungen
Eine der zwei Beschwerden, welche die Unia in den nächsten Tagen einreichen will, geht an den Bundesrat. Die Landesregierung wird darin aufgefordert, dafür zu sorgen, dass die Bündner Behörden das Urteil des Bundesgerichts umsetzen. Die zweite Beschwerde ist ans Kiga gerichtet. Dem Amt wirft die Gewerkschaft wiederholte Missachtung des Arbeitsgesetzes vor.
Die Unia hatte sich vor fünf Jahren, als ein Gesamtarbeitsvertrag mit Sonntagsarbeit für das Outlet-Dorf in Landquart auf dem Tische lag, in letzter Minute zurückgezogen. Der Vertrag wurde danach von der Gewerkschaft Syna und der Angestelltenorganisation KV unterzeichnet. Dieser Vertrag, der allen Angestellten einen Sonntagszuschlag von 50 Prozent garantiert, wurde letztes Jahr erneuert.
Der Grund für den Rückzug damals liegt gemäss Angaben von Unia-Kommunikationschef Pepo Hofstetter darin, dass die Unia keine neuen Gesamtarbeitsverträge unterschreibt, die gegen das Arbeitsgesetz verstossen. Dass die Gewerkschaft im Tessiner Outlet FoxTown, wo sonntags ebenfalls gearbeitet wird, Vertragspartner ist, sei darauf zurückzuführen, dass diese Vereinbarung abgeschlossen worden sei, bevor mehrere Gewerkschaften zur Unia fusioniert hätten.