Wegen schwerer Lohndumping-Vorwürfe hat die Gewerkschaft Unia am Montag die Gipserarbeiten auf der Grossbaustelle «Vierfeld» in Pratteln blockiert. Im Visier ist die Firma Goger Swiss AG als Subunternehmerin der Generalunternehmerin Implenia.
Die Firma Goger Swiss AG befindet sich bereits seit Längerem im Fokus der Gewerkschaft Unia. Im März sprach die Gewerkschaft in Zürich von einem massiven Lohndumping-Fall, den die Firma zu verantworten habe. Betroffen davon war die Baustelle des Fifa-Museums.
Jetzt ist die Prattler Grossbaustelle «Vierfeld» am Bahnhof davon betroffen. Auch hier soll die Firma Goger Swiss AG für einen massiven Lohndumping-Fall verantwortlich sein.
«Das Gebaren der Firma Goger ist wohl der schlimmste Fall von Lohndumping, den wir bisher aufgedeckt haben, weil die Firma so systematisch und so massiv die Löhne tief hält», sagte Co-Leiter Hansueli Scheidegger von der Unia Nordwestschweiz gegenüber dem SRF Regionaljournal Basel. Die Bauherrschaft selbst will keine Stellung zum Fall nehmen.
Zehn Gipser nach Hause geschickt
In Pratteln hat Unia am Montag zehn Gipser nach Hause geschickt, wie der Gewerkschafter weiter sagte. In der vergangenen Woche habe Goger deutlich mehr Gipser im Einsatz gehabt, auch über ein Sub-Sub-Unternehmen. Derzeit seien die Gipserarbeiten dort im 14. Stock von 28 Etagen angekommen; es gehe also um einen Grossauftrag.
Unia prangert auch erneut die «Zahnlosigkeit der existierenden Kontrollinstrumente» an, was «schamlos ausgenützt» werde. Implenia als Generalunternehmerin auf dem «Vierfeld» sowie die Mobiliar als Mit-Bauherrin seien bereits Mitte März informiert worden, bis heute ohne erkennbare Konsequenzen. Unia will die Gipser blockieren, «bis die Nachzahlung der vorenthaltenen Leistungen sichergestellt ist».
Die Vorwürfe gegen die Gipserfirma sind gemäss dem Unia-Communiqué vom Montag im Wesentlichen dieselben wie bei früheren Konflikten etwa in Zürich. Auch dort hatten Gewerkschafter mehrere Grossbaustellen blockiert, um korrekte Arbeitsbedingungen zu erzwingen.
Goger Swiss soll systematisch Gesamtarbeitsverträge unterlaufen
Unia wirft der Firma vor, systematisch die Gesamtarbeitsverträge zu unterlaufen, hohe ungerechtfertigte Lohnabzüge vorzunehmen, die Maximalarbeitszeit massiv zu überschreiten und die Arbeiter zu vierstelligen Barrückzahlungen zu zwingen. Den Gipsern blieben so unter dem Strich noch 11 bis 12 Euro Lohn pro Stunde.
Laut einem Gewerkschaftssprecher haben sich bei Goger inzwischen Ausstände zugunsten der Arbeiter von mindestens 1,5 Millionen Franken landesweit summiert. Diese Schätzung basiere auf Lohnbuchkontrollen von 2014 in Zürich. Zum Barrückzahlungs-Zwang lägen eidesstattliche Erklärungen von Betroffenen vor.