Die Gewerkschaft Unia sieht Mängel bei den Arbeitsbedingungen im Schweizer Detailhandel. Verbessern sollte sich für die Angestellten laut der Unia insbesondere die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Auch bei den Löhnen, der Weiterbildung und der Sozialpartnerschaft stellt die Unia Nachholbedarf fest. Die Gewerkschaft präsentierte zum zweiten Mal nach 2007 eine von der Ratingagentur Inrate erstellte Studie zu den Arbeitsbedingungen bei grossen Detailhandelsunternehmen.
«Die Arbeit im Detailhandel muss aufgewertet werden», sagte Unia-Co-Präsidentin Vania Alleva an der Medienkonferenz in Bern gemäss Redetext. Die Studie verdeutliche den Handlungsbedarf.
Grosse Defizite ortet die Unia insbesondere bei der Kinderbetreuung. Von den sechs Unternehmen in der Studie unterstützte nur Coop die Beschäftigten bei der Betreuung ihrer Kinder.
Auch das Lohnniveau kritisiert Unia: «Der Detailhandel ist weiterhin eine Tieflohnbranche mit oftmals prekären Arbeitsbedingungen», sagte Alleva. Die Angestellten hätten nicht nur zu tiefe Löhne, sondern sähen sich vermehrt mit unregelmässigen Arbeitszeiten, unsicheren Arbeitsverhältnissen und zunehmendem Stress konfrontiert.
Landes-GAV gefordert
Zudem hält die Gewerkschaft einen landesweiten Gesamtarbeitsvertrag (GAV) für nötig. Obwohl einige Unternehmen einen GAV hätten und regionale GAV für den Detailhandel existierten, habe die Mehrheit der Beschäftigten in der Branche keinen Schutz durch einen GAV. Schliesslich fordert die Unia auch ein besseres Weiterbildungsangebot für Angestellte.
Für die Studie fragte Inrate im Auftrag der Unia 15 grosse Unternehmen an, sechs davon willigten ein, an der Studie mitzumachen (Aldi, Coop, Lidl, H&M, Volg sowie ein nicht genannter Schuhhändler). Inrate verglich die Arbeitsbedingungen anhand von acht Kriterien, beispielsweise der Arbeitszeit und der Entschädigung.
Die Studie bilde nicht die Verhältnisse in der ganzen Branche ab, und die teilnehmenden Unternehmen böten vermutlich eher fortschrittliche Arbeitsbedingungen an, heisst es in den Unterlagen.