Im Jemen-Konflikt sind nach UNO-Angaben in den vergangenen zehn Wochen mindestens 279 Kinder ums Leben gekommen. Weitere 402 wurden seit der Eskalation der Gewalt am 26. März verletzt.
Der Vertreter des UNO-Kinderhilfswerks Unicef im Jemen, Julien Harneis, kritisierte am Dienstagabend, dass immer mehr Kinder von bewaffneten Gruppen eingesetzt würden. Sie müssten Kontrollpunkte bewachen und Waffen tragen.
Im Jemen kämpfen schiitische Huthis gegen Anhänger des sunnitischen Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi, der nach Saudi-Arabien geflüchtet ist. Seit dem 26. März bombardiert ein von Saudi-Arabien geführtes Bündnis Stellungen der Aufständischen in dem Land. Anfang der Woche hatten unter UNO-Vermittlung in Genf Friedensgespräche für das verarmte Land begonnen.
Die Fronten bei den Gesprächen sind allerdings verhärtet. Die Delegation der Huthi-Rebellen, die mit eintägiger Verspätung eintraf, machte dafür Saudi-Arabien verantwortlich. Dabei habe der Verbündete der jemenitischen Regierung das Ziel verfolgt, «die Verhandlungen zu torpedieren», sagte Delegationsmitglied Adel Schudschah der Nachrichtenagentur AFP. Seine Delegation habe erst nach Intervention der USA und Oman in die Schweiz fliegen können.
Beginn der Gespräche verpasst
Die Huthi-Delegation war am Sonntag mit einer von der UNO gecharterten Maschine aus dem Jemen aufgebrochen, sass aber danach fast 24 Stunden in Dschibuti fest. Sie verpasste daher den Beginn der Gespräche in Genf am Montag sowie ein Treffen mit UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon. Die Rebellen warfen Riad vor, Ägypten und den Sudan aufgefordert zu haben, ihren Luftraum für das Flugzeug der Huthi zu sperren.
Vor den Gesprächen, bei denen es sich vorerst um indirekte Verhandlungen unter UNO-Vermittlung handelt, stellten beide Seiten Bedingungen. Hadi, der Vertreter nach Genf entsandte, sagte im saudiarabischen Dschiddah laut der amtlichen jemenitischen Nachrichtenagentur Saba, dass seine Regierung mit den Rebellenvertretern in Genf lediglich eine Resolution des UNO-Sicherheitsrats diskutieren werde. Diese sieht einen Rückzug der Huthis aus den eroberten Gebieten vor.
Katastrophale Lage
Ein Mitglied der Rebellendelegation lehnte direkte Gespräche mit Hadis Regierung ab, da diese «keine Legitimität» habe. Stattdessen forderten die Rebellen Gespräche mit Saudi-Arabien. Huthi-Anführer Abdulmalek al-Huthi warf der jemenitischen Regierung in einer Fernsehansprache vor, sie missbrauche die UNO und deren Sondergesandten Ismail Ould Cheikh Ahmed als «Werkzeug» für ihre Eigeninteressen. «Lasst den Vereinten Nationen etwas Neutralität, um ihre Mission fortzusetzen», sagte al-Huthi. «Hört mit Euren dauernden Versuchen auf, ihren neuen Gesandten zu kontrollieren.»
Laut UNO ist die humanitäre Lage im Jemen angesichts der anhaltenden Kämpfe katastrophal. 80 Prozent der 20 Millionen Einwohner sind demnach auf Hilfe angewiesen. Der Westen befürchtet ausserdem, dass im Zuge des Konflikts das islamistische Terrornetzwerk Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel im Jemen weiter erstarkt.