UNO-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay hat Teheran am Donnerstag in Genf dazu aufgefordert, die «bevorstehende» Hinrichtung einer jungen Iranerin auszusetzen. Rasieh Ebrahimi war für schuldig befunden worden, ihren Mann 2009 im Alter von 17 Jahren ermordet zu haben.
Ihr Anwalt machte geltend, dass die Todeskandidatin, die mit 14 Jahren zwangsverheiratet wurde und ein Jahr später ein Kind bekam, Opfer häuslicher Gewalt war.
Am 17. Juni forderte der Anwalt der iranischen Nachrichtenagentur Mehr zufolge die oberste Justizbehörde auf, die Hinrichtung auszusetzen und zu prüfen, ob Ebrahimi damals die nötige «Reife» gehabt habe, um ihre Tat zu verstehen.
Die Hinrichtung war ursprünglich bereits für Ende April vorgesehen. Die Staatsanwaltschaft der westiranischen Stadt Ahwas bewirkte jedoch einen Aufschub.
Unvereinbar mit Völkerrecht
In ihrer in Genf veröffentlichten Erklärung protestierte Pillay gegen den «unannehmbaren Einsatz der Todesstrafe gegen minderjährige Kriminelle im Iran». Nach UNO-Angaben warten dort 160 von ihnen auf ihre Hinrichtung. 2013 wurden der UNO zufolge im Iran mindestens 500 Menschen hingerichtet, grösstenteils wegen Rauschgiftkriminalität.
In Pillays Erklärung heisst es, die Hinrichtung Minderjähriger sei durch das Völkerrecht – «unabhängig von den Umständen des Verbrechens» – eindeutig verboten. Es verstosse auch gegen entsprechende internationale Verpflichtungen, die der Iran unterzeichnet habe.
Im April sei in Isfahan ein weiterer minderjähriger Delinquent wegen Drogenvergehen gehenkt worden. Der 17-jährige Afghane namens Jannat Mir habe weder einen Anwalt gehabt noch Unterstützung vom Konsulat seines Landes bekommen.