Viele Häftlinge in afghanischen Gefängnissen werden verprügelt, mit Elektroschocks gefoltert und mit Todesdrohungen eingeschüchtert: Zu diesem Befund kommt eine am Montag veröffentlichte Untersuchung der Afghanistan-Mission der UNO (Unama).
Auch minderjährige Gefangene würden misshandelt. Die Folter werde oft eingesetzt, um die Häftlinge zu Geständnissen zu bewegen. Die Studie fordert die Regierung in Kabul nachdrücklich zur Strafverfolgung übergriffiger Sicherheitsbeamter auf.
Die Unama stützt ihren Bericht auf Gespräche mit 469 Gefängnisinsassen in Afghanistan. Von diesen hätten 39 Prozent «glaubwürdige und verlässliche Berichte über ihre Erfahrung mit Folter oder anderen Formen unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung» abgegeben. Unter den Befragten seien 85 Kinder gewesen, von denen 38 über derartige Erfahrungen berichtet hätten.
Im Einzelnen dokumentierten die Unama-Experten starke Schläge auf Körper und Fusssohlen, Elektroschocks an Genitalien, Schlafentzug, Zwang zu schmerzhaften Körperhaltungen und die Drohung mit Hinrichtung.
Steigende Zahl der Folterfälle
Konkret nannte der Bericht die afghanische Nationalpolizei als verantwortlich: Seit Beginn der Beobachtung im Jahr 2010 sei hier die Zahl der Folterfälle ständig gestiegen. Häftlinge würden durch Misshandlung zur Unterzeichnung schriftlicher Geständnisse gezwungen, die viele Betroffene nicht lesen und verstehen könnten.
Dem Bericht zufolge informierte die afghanische Regierung die UNO-Mission über die Strafverfolgung gegen vier Beamte wegen Folterverdachts. Allerdings sei der Stand der Verfahren unklar, die Regierung habe keine Informationen über tatsächliche Verurteilungen geliefert, kritisierte der Bericht.
«Folter funktioniert nicht», mahnt die Unama. «Sie ist ein unzuverlässiges und wirkungsloses Instrument zur Beschaffung akkurater Informationen.»