UNO-Komitee wirft USA Diskriminierung ethnischer Minderheiten vor

Ein UNO-Ausschuss hat die anhaltende Diskriminierung ethnischer Minderheiten in den USA kritisiert. Afroamerikaner seien stark überrepräsentiert unter jenen US-Bürgern, die «festgenommen, angeklagt, verurteilt, eingesperrt und mit lebenslanger Haft verurteilt werden.»

Eine Frau demonstriert nach dem Tod eines schwarzen Teenagers (Bild: sda)

Ein UNO-Ausschuss hat die anhaltende Diskriminierung ethnischer Minderheiten in den USA kritisiert. Afroamerikaner seien stark überrepräsentiert unter jenen US-Bürgern, die «festgenommen, angeklagt, verurteilt, eingesperrt und mit lebenslanger Haft verurteilt werden.»

Dies treffe besonders für gewaltlose Verbrechen zu. Auch würden sie auffällig häufig zum Tode verurteilt und – ebenso wie andere Minderheiten – überdurchschnittlich oft zum Opfer exzessiver Polizeigewalt, kritisierte der stellvertretende Vorsitzende des UNO-Komitees zur Beseitigung rassistischer Diskriminierung, Noureddine Amir, am Mittwochabend in Genf.

Die Befragung von US-Regierungsvertretern durch das Komitee fällt zeitlich zusammen mit den Krawallen nach dem Tod eines unbewaffneten schwarzen Teenagers, der im Bundesstaat Missouri von einem Polizisten erschossen worden war.

Vor der Befragung seiner 24-köpfigen Delegation am Donnerstag in Genf verteidigte Leiter Keith Harper, der selbst indianischer Abstammung ist, die Vereinigten Staaten als «lebendige, vielrassige, multiethnische und multikulturelle Demokratie».

Das Land habe in den vergangenen Jahrzehnten grosse Fortschritte gemacht, sagte der US-Botschafter im UNO-Menschenrechtsrat. Ein afroamerikanischer Präsident wie Barack Obama etwa wäre vor 30 Jahren «nicht denkbar gewesen – und heute ist das Realität».

Schwarze sind Opfer in jedem zweiten Mordfall

Das UNO-Komitee liess diese Darstellung nicht gelten und zitierte anderslautende Statistiken. So machten Afroamerikaner nur 13 Prozent der Gesamtbevölkerung in den USA aus, seien aber Opfer in jedem zweiten Mordfall. Darüber hinaus sei die Wahrscheinlichkeit, erschossen zu werden, für schwarze Männer sieben Mal höher als für weisse.

Letzteres ist dieser Tage von besonderer Brisanz, da ein tödlicher Vorfall in der US-Kleinstadt Ferguson die Vereinigten Staaten beschäftigt: Dort wurde der 18-jährige Michael Brown am Samstag unter ungeklärten Umständen von einem Polizisten erschossen.

Nach Polizeiangaben handelte der Beamte aus Notwehr, da ihn der unbewaffnete schwarze Jugendliche attackiert und nach seiner Waffe gegriffen habe. Ein Zeuge berichtete hingegen, der Polizist habe ihn und Brown angesprochen und sich ihnen dann mit vorgehaltener Waffe genähert. Brown habe sich mit erhobenen Händen umgedreht und sei dann mit mehreren Schüssen niedergestreckt worden.

Infolge des Vorfalls kam es zu Krawallen in Ferguson, die von der Polizei gewaltsam niedergeschlagen wurden. Am Mittwochabend wurde dabei laut der Zeitung «St. Louis Post-Dispatch» erneut ein Teenager von Polizeikugeln getroffen, nachdem der 19-Jährige eine Waffe auf die Einsatzkräfte gerichtet hatte.

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