Mehr als 400 Tier- und Pflanzenarten sind neu in die Rote Liste bedrohter Spezies aufgenommen worden. Insgesamt stünden damit mehr als 20’000 Arten akut vor dem Aussterben, heisst es in einer Studie der Weltnaturschutzunion (IUCN).
Diese wurde am Mittwoch bei der Konferenz zur Artenvielfalt im indischen Hyderabad vorgestellt. An der Konferenz nahmen Umweltminister aus mehr als 70 Staaten teil.
Neu auf der Liste sind etwa der Ägyptische Dornschwanz, eine Eidechsenart, sowie der Sichuan Taimen, ein seltener Fisch aus China. Zwei Wirbellose, eine Schabenart von den Seychellen sowie eine kaum bekannte Schlange, die im US-Bundesstaat Alabama entdeckt wurde, kamen ebenfalls dazu.
Laut der Studie sind in Madagaskar inzwischen 83 Prozent der 192 Palmenarten bedroht. Diese würden von der armen Bevölkerung als Nahrungsquelle und Baumaterial genutzt. Bereits am Montag hatte die Konferenz bekanntgegeben, dass auch die Lemuren auf der ostafrikanischen Insel bedroht seien.
Steigende Zahlen
„Die Zahlen steigen“, sagte die Leiterin der IUCN-Abteilung für die Erhaltung der Artenvielfalt, Jane Smart. „Der Rückgang der Biodiversität lässt sich nicht wirklich messen, weil das Thema so komplex ist. Die Rote Liste ist das beste Mittel, das uns zur Verfügung steht.“
Auf der Liste stehen nach Angaben Smarts insgesamt gut 65’500 Arten, knapp ein Drittel davon gelte als akut vom Aussterben bedroht. Ein Viertel aller Säugetiere, 13 Prozent der Vögel, 41 Prozent der Amphibien sowie ein Drittel aller riffbildenden Korallen seien gefährdet.
Gefährdete Feuchtgebiete
Neben Tierarten sind auch Feuchtgebiete akut gefährdet. Nach Angaben der UNO wurde die Hälfte der weltweiten Feuchtgebiete zerstört. Der Leiter des UNO-Umweltprogramms UNEP, Achim Steiner, sprach von einer „alarmierenden Zahl“.
Feuchtbiotope dienten den Menschen nicht nur als Quelle von Trinkwasser, sondern böten auch Schutz vor Unwettern. Um Platz für Häuser, Fabriken und Höfe zu schaffen, sei die Fläche in den vergangenen Jahren aber stetig gesunken, hiess es in dem in Hyderabad vorgestellten Bericht.
Streit um Finanzen
Die zweiwöchige Konferenz der 184 Unterzeichnerstaaten der Biodiversitätskonvention (CBD) geht an diesem Freitag zu Ende. In den letzten drei Tagen findet das Treffen auf Ministerebene statt.
Bei der Konferenz geht es um die Finanzierung von Massnahmen zum Schutz der Artenvielfalt, die 2010 bei einer Vorläuferkonferenz im japanischen Nagoya vereinbart worden waren. Nach Angaben aus Teilnehmerkreisen gerieten die Finanzierungsverhandlungen in Hyderabad allerdings ins Stocken.
Die in Nagoya gesteckten Ziele sollen bis zum Jahr 2020 erreicht werden. Dazu gehört, den Schwund natürlicher Lebensräume zu halbieren, die Zahl der unter Schutz stehenden Naturgebiete zu erhöhen und das Aussterben von auf der Roten Liste stehenden Arten zu verhindern.
Nach Angaben der Experten werden bis zu 330 Milliarden Euro pro Jahr benötigt, um diese Ziele zu erreichen. Die derzeitigen weltweiten Ausgaben für den Erhalt der Biodiversität werden auf 7,7 Milliarden Euro im Jahr geschätzt.