Der UNO-Menschenrechtsrat hat Nordkorea wegen Entführungen von Ausländern scharf kritisiert. In einer Resolution ist von systematischen Entführungen, verweigerten Rückreisen und Verschwindenlassen im «grossen Stil und als Bestandteil staatlicher Politik» die Rede.
Die Resolution wurde am Freitag verabschiedet. In einem im Februar vergangenen Jahres veröffentlichten Bericht, der von den Vereinten Nationen in Auftrag gegeben worden war, war von schätzungsweise 200’000 Menschen aus mindestens zwölf Ländern die Rede, die von oder in Nordkorea verschleppt wurden.
Die meisten der Opfer waren demnach Südkoreaner, die nach dem Koreakrieg (1950-1953) nicht rechtzeitig den Norden verlassen konnten. Zugleich spricht der Bericht aber von Hunderten weiteren Menschen verschiedener Nationalitäten, die etwa während Reisen in das abgeschottete kommunistische Land spurlos verschwanden.
Allein die Zahl der verschwundenen Japaner, die vermutlich von Nordkorea zur Ausbildung eigener Geheimdienstagenten einführt wurden, gehe «in die Hunderte», sagte der UNO-Menschenrechtsbeauftragte für Nordkorea, Marzuki Darusman.
Darusmans Mandat wurde am Freitag um ein Jahr verlängert. Er rief die internationale Gemeinschaft auf, die Schicksale der Opfer zu klären und die Täter vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zu bringen.
Pjöngjang weist Resolution zurück
Nordkorea wies die Resolution scharf zurück. Der Vertreter Pjöngjangs in dem 47 Mitgliedstaaten zählenden Menschenrechtsrat, Ri Hung Sik, bezeichnete den Entschluss als eine von «Lügen und Verzerrungen strotzende politische Verschwörung», die den «Umsturz des sozialen Systems» in Nordkorea zum Ziel habe.
Ri sagte, ausser von Japanern habe es «keine Entführungen anderer Nationalitäten» gegeben. Pjöngjang und Tokio hatten sich im Mai vergangenen Jahres auf Untersuchungen zu Entführungsfällen in den 70er und 80er Jahren geeinigt. Im Gegenzug verlangte Nordkorea die Aufhebung von Sanktionen.