Die Krise in Burundi droht nach Einschätzung der UNO zu einem ethnischen Konflikt zu eskalieren. Recherchen nach Gewalttaten im Dezember nährten den Verdacht, dass einige Opfer wegen ihrer Zugehörigkeit zur Minderheit der Tutsis vergewaltigt wurden.
Das sagte der UNO-Hochkommissar für Menschenrechte, Said Raad al-Hussein, am Freitag in Genf. Es gibt demnach auch Berichte von Anwohnern, dass Tutsis systematisch getötet wurden, während Hutus verschont worden seien. Al-Hussein sprach ausserdem von Vertreibungen und Folter und von mindestens neun Massengräbern.
«Ein kompletter Zusammenbruch von Recht und Gesetz steht bevor», warnte Said und forderte eine sofortige Untersuchung über Vorfälle vom 11. und 12. Dezember in der Hauptstadt Bujumbura. Sonst würden die Verantwortlichen möglicherweise ungeschoren davonkommen.
13 Fälle von Frauen-Vergewaltigungen sind gemäss Al-Hussein dokumentiert, wonach Angehörige der Sicherheitskräfte in Häuser eingedrungen seien, die Frauen von den Familien getrennt und dann vergewaltigt hätten, dabei kam es auch zu Gruppenvergewaltigungen. Ausserdem seien mindestens 29 junge Männer nach Festnahmen gefoltert und Dutzende weitere misshandelt worden.
Die wachsende Zahl von Vertreibungen und Gerüchte über die Existenz von geheimen Lagern mit Massengräbern seien alarmierend, sagte der UNO-Hochkommissar weiter. Seit Ausbruch der Unruhen im April 2015 seien 439 Menschen getötet worden.
Auslöser der Krise im ostafrikanischen Land war das Bestreben von Präsident Pierre Nkurunziza, sich trotz einer gesetzlichen Begrenzung auf zwei Amtszeiten ein weiteres Mandat zu sichern.
In Burundi war erst vor einem Jahrzehnt ein verheerender Bürgerkrieg zwischen der Hutu-Mehrheit und der Tutsi-Minderheit mit 300’000 Toten zu Ende gegangen.