Kurz vor dem Ende des internationalen Kampfeinsatzes in Afghanistan hat die Gewalt gegen Zivilisten nie gekannte Ausmasse erreicht. Von Januar bis November seien 3188 Zivilisten getötet und 6429 weitere verletzt worden, teilte die UNO-Mission in Afghanistan (Unama) mit.
Dies seien mehr Opfer als jemals zuvor seit Beginn der UNO-Zählungen. Im Vergleich zum gesamten Jahr 2013 seien dies bereits jetzt 19 Prozent mehr Tote und Verletzte. Es sei schon jetzt klar, dass die Zahl bis Ende Dezember die Marke von 10’000 Opfern übersteigen werde, teilte Unama am Samstag weiter mit.
In etwa drei Vierteln der Fälle liege die Schuld bei den islamisch-fundamentalistischen Aufständischen im Land. Die meisten Menschen seien wegen Kämpfen der Konfliktparteien, Selbstmord- und sonstigen Anschlägen sowie «unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtungen» ums Leben gekommen, heisst es im Unama-Jahresbericht.
Nach US-Angaben war das Jahr 2014 auch für die afghanischen Sicherheitskräfte das bislang tödlichste. Demnach wurden von Januar bis Oktober mehr als 4600 Soldaten und Polizisten getötet.
Zum Jahreswechsel endet nach 13 Jahren offiziell der NATO-geführte ISAF-Kampfeinsatz in Afghanistan. An der Folgemission «Resolute Support» zur weiteren Unterstützung der Sicherheitskräfte durch Ausbildung und Beratung sollen sich ab diesem Zeitpunkt etwa 12’000 Soldaten aus 40 Staaten beteiligen.
Die neue Mission ist nach bisheriger Planung auf zwei Jahre angelegt. Zuletzt nahm die Zahl der Anschläge in Afghanistan wieder deutlich zu. Beobachter befürchten, dass die Gewalt weiteren Auftrieb erhalten könnte. Präsident Aschraf Ghani zeigt sich für Friedensverhandlungen mit den Taliban offen, die diese aber ablehnen.