Der Internethandel mit Pflanzen, die irgendwo in der Welt invasiv, also schädlich sind, ist unerwartet gross und weitgehend unreguliert. Zu diesem Schluss kommen Forscher der ETH Zürich, die während 50 Tagen den Internethandel mit Pflanzen überwacht haben.
Sie fanden 2625 verschiedene Pflanzenarten, die zum Verkauf angeboten wurden, wie sie im Fachjournal «Conservation Biology» berichten. Von 510 davon ist bekannt, dass sie in irgendeiner Region der Welt invasiv sind, wie die ETH Zürich am Freitag mitteilte. Invasive Pflanzen sind ortsfremde Gewächse, die sich auf Kosten der einheimischen Flora ausbreiten.
Unter diesen wiederum fanden sich 35 Arten, die von der Weltnaturschutzorganisation IUCN zu den 100 Top-Invasoren gezählt werden. Die am häufigsten angebotene invasive Pflanze war die Passionsblume Passiflora edulis. Rund 90 Mal pro Tag tauchte diese in den Tropen stark invasive Pflanze in Angeboten von Händlern aus 17 Ländern auf.
Am zweithäufigsten zum Kauf angeboten wurde die Kornblume Centaurea cyanus, die durchschnittlich über 80 Mal täglich zum Verkauf steht. Sie gilt in gewissen Gebieten der USA als invasiv. Mit 3100 Mal pro Tag wurde die Wüstenrose Adenium obesum am häufigsten angeboten. Die ursprünglich in Steppen Afrikas und Arabiens heimische Pflanze ist jedoch nicht invasiv.
Per Mausklick zu erhalten
«Das Ausmass des weltweiten Handels mit Pflanzen, die bekanntermassen in anderen Regionen invasiv sind, hätten wir nicht erwartet», sagt die Erstautorin der Studie, Franziska Humair. «Die grosse Mehrheit der invasiven Arten ist äusserst einfach per Mausklick zu erhalten.»
Das Programm, das die Internet-Handelsplattformen automatisch durchsuchte, haben zwei ETH-Informatiker geschrieben. Die Daten stammten ausschliesslich von öffentlich zugänglichen Angeboten bei Ebay und neun weiteren Plattformen. Zur Bestimmung der invasiven Pflanzen nutzten die Forschenden verschiedene Listen, unter anderem der IUCN.
Damit liess sich allerdings nur die Angebotsseite nachverfolgen. Ob sich Käufer und Verkäufer handelseinig geworden waren und in welche geografischen Grossregionen die Pflanzen verschickt wurden, blieb offen, da diese Daten persönlich seien, erklärte Humair.
Lasche Regeln
Regeln für den Handel seien selten oder würden lasch gehandhabt, befindet Humair. Auch sei es für Händler kaum möglich, die verschiedenen Gesetze und Regeln betreffend invasiver Arten, die in den entsprechenden Ländern gelten, zu kennen. Neue Gefahr droht, da über das Internet Regionen an die Handelsströme angeschlossen werden, die bis anhin keinen Zugang hatten, zum Beispiel Südafrika.
Die Zahl der gehandelten Arten und damit auch der potenziell invasiven dürfte die in der Studie ermittelte Anzahl sogar noch übersteigen, schätzt Studienleiter und ETH-Professor Christoph Küffer. Die Überwachung der Auktionen dauerte nur 50 Tage und die Forscher suchten nur anhand der wissenschaftlichen Artnamen. Pflanzen, die Händler unter ihrem populären Namen anboten, wurden nicht erfasst.