Unter Tag im österreichischen Montafon

Im Vorarlberger Bartholomäberg locken historische Stollen im – oder verschneite Pisten auf dem Berg.

Spieglein, Spieglein an der Wand, welcher ist der pittoreskeste See im Land? Dieser hier ist der Silvrettastausee auf der Bielerhöhe.

(Bild: Alexander Marzahn)

Im Vorarlberger Bartholomäberg locken historische Stollen im – oder verschneite Pisten auf dem Berg.

Glück auf! Es schlummert tief im Berg, genauer in Bartholomäberg: So heisst die kleine Gemeinde, die sich im Vorarlberger Montafon auf halber Höhe an einen gut besonnten Hügelrücken schmiegt.

Die Schweiz ist hier zum Greifen nah: Orts- und Flurnamen zeugen von der rhätischen Besiedelung, und die Silvretta-Kette zeichnet ihre Fieberkurve zackig in den Bündner Winterhimmel. Dort drüben liegt das Prättigau, erreichbar über alte Saumpfade, die oft blauweiss markiert sind – hier betreten Sie hochalpines Gelände.

Niemand kennt seine volle Länge

Wir bleiben erst einmal in tieferen Lagen. Von der schmucken Barockkirche von Bartholomäberg auf rund 1000 Metern über Meer erreichen wir nach 45 Minuten Aufstieg das historische Bergwerk.

Seit 2010 ist es wieder für Besucher offen, jedenfalls die ersten 100 Meter – dann versperrt Geröll den Stollen, dessen tatsächliche Länge niemand kennt. Schon zur Zeit Ludwig des Frommen (800 n. Chr.) wurde hier geschürft: Erst Eisenerz, später auch Kupfer und Silber.



Ab in den Stollen.

Gut versteckt: Der Eingang zum historischen Bergwerk auf dem Maiensäss. (Bild: Alexander Marzahn)

Ende Feuer

Im späten Mittelalter war es vorbei mit der Herrlichkeit: Die Wälder waren abgeholzt, der Transport des Gesteins zu den Schmelzöfen im Tal bedeutete viel Aufwand für (zu) wenig Ertrag.

«Derrr Name Montafon hat seine Urrrsprünge im Rrrätischen ‚munt tovun‘, was durchlöcherter Berrrg heisst!» Mit singender Stimme und rollendem «R» erzählt der 80-jährige Bergwerksführer Erich Fritz von den Knappen, die mit Schlägel und Eisen den Stollen vortrieben – oft nur einen Meter pro Tag.

Und während wir uns noch fragen, ob der Pensionär in Bergknappentracht der bessere Bruno Ganz für den «Untergang» gewesen wäre, danken wir der Heiligen Barbara, Schutzpatronin der Mineure: Obwohl wir gebückt durch den engen Gang kriechen, schlägt die Hartschale immer wieder an tückischen Felsvorsprüngen an – zum Glück gilt hier Helmpflicht für alle.

Raus ans Licht

Wer das Glück lieber unter freiem Himmel sucht, folgt dem Winterwanderweg zum Fritzensee, eine Rundwanderung von drei Stunden, inklusive spektakulärer Aussicht zur Bündner Sulzfluh.

Das ist nur eine Variante unter vielen: Fast jede der acht Gemeinden im Montafon hat einen gut erschlossenen Hausberg, mehrere Winterwanderwege und Bergseen liefern die perfekten Fotomotive: Die Vorarlberger Illwerke AG betreiben zehn teils über gigantische Stollen verbundene (Pump-)Speicherkraftwerke, die sich erkunden oder umrunden lassen. 



Lueget vo Berg und Tal, die Sonne scheint auf dem Versettla auf 2300 Metern.

Lueget vo Berg und Tal, auf dem Versettla auf 2300 Metern. (Bild: Alexander Marzahn)

Ab auf die Piste

Wen es auf die Ski oder das Snowboard zieht: Im Winter sorgen in fünf Skigebieten fast 60 Liftanlagen für reichlich Betrieb. Dazu lässt sich die Vorarlberger Gastfreundschaft in den heimeligen Kaffees und den rustikalen Gasthöfen erfahren, in denen man mit Käsespätzle, Gamsgulasch, Hafaloab (eine Art Knödel) und Kaiserschmarren (ein Wort wie geschaffen für Erich Fritz) verwöhnt wird.

Letzterer stammt zwar vom Wiener Hof, doch auch nach einer guten Dosis Bergluft mundet die Süssspeise vorzüglich. Dass in einigen Stuben noch munter gepafft wird, ist für den Schweizer Gast hingegen weniger erfreulich. Ab Mai 2018 ist es damit auch in Österreich vorbei. Die Gastronomie wird es danken – Glück auf!

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