Das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco und die Grossbank Credit Suisse (CS) erwarten beide ein Wirtschaftswachstum von 2 Prozent für das laufende Jahr. Unterschiedlich sind aber die Erklärungen für die Prognosen. Bei den Voraussagen für 2015 liegen die Staats- und die Bankökonomen weit auseinander.
Noch im März hatte das Seco fürs laufende Jahr 2,2 Prozent Wachstum vorausgesagt. Die nun vorsichtigere Prognose begründet die Bundesstelle mit dem Export, der sich ausser in der Pharma- und der Chemiebranche nur schwach belebt. Das Seco sieht in der fragilen europäischen Wirtschaftslage nach wie vor ein Risiko.
Entsprechend hat das Seco auch die Prognose für 2015 von 2,7 auf 2,6 Prozent zurückgenommen, ist aber immer noch wesentlich optimistischer als die CS, die für das nächste Jahr eine Zunahme der Schweizer Wirtschaftsleistung um 1,8 Prozent erwartet.
Die CS behält damit in ihrer jüngsten Einschätzung die Wachstumsprognosen vom März bei. Aus CS-Sicht entwickelt sich der Export «dynamisch». Die Exportwirtschaft habe Fahrt aufgenommen, während ein «Super-Zyklus» aus dem Zusammenspiel von Zuwanderung, Immobilienboom und tiefen Zinsen die Binnenwirtschaft beflügle.
Mehr Sorgen machen sich die CS-Ökonomen wegen der politischen Rahmenbedingungen. Das Ja zur Masseneinwanderungsinitiative könnte wegen der angestrebten Kontingentierung der Zuwanderer unter anderem das Gastgewerbe, die Informatikbranche sowie die Chemie- und Pharmaindustrie besonders stark betroffen.
Positive US-Rolle
Die Spannungen mit der EU über die Zuwanderungsbestimmungen könnten die Situation der Schweizer Unternehmen im Ausland und den Standort Schweiz negativ beeinflussen. Die CS warnt davor, dass das immer noch sehr gute Image der Schweiz als Investitionsland auch wegen der unklaren Entwicklung der Unternehmensbesteuerung leiden könnte.
Weitgehend einig sind sich die Experten von Seco und Grossbank bei der Beurteilung der Lage ausserhalb Europas. Als Zugpferd in der Weltwirtschaft sehen sie derzeit eher die USA als die Schwellenländer. Laut Seco profitieren die USA von der lockeren Geldpolitik, die nächstes Jahr zu 3 Prozent Wachstum führen könnte.
Die Prognosen für den Arbeitsmarkt liess das SECO unverändert. So soll die Arbeitslosenquote 2014 gegenüber dem Vorjahr von 3,2 Prozent auf 3,1 Prozent zurückgehen. Für 2015 erwarten die Experten weiterhin eine Quote von 2,8 Prozent. Die CS rechnet mit 3,3 Prozent Arbeitslosen im laufenden Jahr und 3,2 Prozent 2015.