Ein Untersuchungsbericht zum Eindringen eines mit einem Messer bewaffneten Manns in das Weisse Haus belastet den Secret Service schwer. Das Ministerium für Innere Sicherheit wirft dem für den Schutz des US-Präsidenten zuständigen Dienst technisches und organisatorisches Versagen vor.
Dies berichteten die «New York Times» und die «Washington Post» am Donnerstag (Ortszeit). Der Vorfall Mitte September hatte zwei Wochen später zum Rücktritt der Secret-Service-Chefin Julia Pierson geführt.
Das Ministerium identifizierte allein zehn Umstände, die es dem Irakkriegsveteranen Omar Gonzalez erleichtert hätten, den 2,30 Meter hohen Zaun vor dem Weissen Haus zu überwinden. Hierzu zählten fehlende Zaunteile sowie Bauarbeiten, die einigen Agenten die Sicht versperrten, zitierten die Zeitungen aus dem Bericht.
Schlecht informierte Agenten
Zudem hätten Polizisten Gonzalez beim Klettern über den Zaun entdeckt und ihre Waffen gezogen, aber unter der Annahme, er sei unbewaffnet, nicht geschossen.
Ein weiterer Beamter auf dem Gelände des Präsidentensitzes habe sich ebenfalls entschieden, nicht zu schiessen, auch weil er irrtümlich angenommen habe, die Eingangstür zum Gebäude sei verschlossen, hiess es den Zeitungen zufolge in dem Bericht.
Zudem habe ein wachhabender Hundeführer just im Moment des Eindringens von Gonzalez im Auto gesessen und ein privates Telefongespräch geführt. Der Wachhund habe deshalb nicht angeschlagen. Im Weissen Haus wurde der 42-jährige Eindringling schliesslich von zwei Beamten gestoppt, die gerade ihre Schicht beendet hatten.
Bereits früher aufgefallen
Ferner kommt der Bericht laut «New York Times» zu dem Schluss, dass Gonzalez schon früher als potenzielle Gefahrenquelle hätte erkannt werden können. Schon im Juli seien Gonzalez im US-Bundesstaat Virginia Verstösse gegen das Waffenrecht vorgeworfen worden.
Einen Monat später sei der Mann nahe dem Weissen Haus mit einem Beil gestoppt, aber nicht festgenommen worden, schrieb das Ministerium für Innere Sicherheit laut den Zeitungsberichten. US-Präsident Barack Obama und seine Familie hatten sich zum Zeitpunkt des Eindringens nicht auf dem Gelände befunden.