Der Herbst ist da und mit ihm das erste Spiele-Highlight. Der Horror-Thriller UNTIL DAWN verspricht, die Grenzen zwischen Spiel und Film endgültig zum Verschwinden zu bringen. Ein mutiges Versprechen. Ob die Macher es halten können, verrät der Spieltrieb-Test.
So hat sie sich die Winterferien kaum vorgestellt, die liebe Emily...
Was wird hier gemunkelt? Oder ist das etwa ein Flirt?
Die virtuelle Hayden Panettiere ist wirklich sehr gut gelungen.
Viel Licht gibt's nicht im exklusiven Resort. Offensichtlich wurde am falschen Ort gespart...
Hallo? Wer ist da? Der nette Freund von nebenan oder der Psychokiller mit der Clownmaske?
Auch zu zweit wartet das Grauen an jeder Ecke...
Peter Stormare legt noch einen drauf- zu DIESEM Analytiker geht niemand gerne...
Endlich ist sie vorbei, die Spiele-Sommerflaute. Im September geht es Knall auf Fall: METAL GEAR SOLID V, MAD MAX und DISNEY INFINITY 3.0 sind bereits im Testlabor, FORZA MOTORSPORT, FIFA 16, NHL 16 und Co. folgen demnächst. Vorerst gibts aber den Test eines PS4-Exklusivtitels, den viele gar nicht auf dem Radar hatten. Völlig zu Unrecht, wie der Test beweist.
Acht Freunde, ein abgelegenes Ferienhaus in den Bergen, dunkle Geheimnisse: Ingredienzien, wie man sie aus unzähligen Horrorstreifen kennt. Auch in UNTIL DAWN, dem neusten PS4-Exklusivtitel, sind es die Zutaten für grauenhafte Ereignisse.
Im Prolog erlebt man hautnah, wie eine junge Frau Opfer eines geschmacklosen Scherzes wird und in ihrer Scham in die Winternacht flieht. Ihre Schwester eilt ihr nach. Schon bald wird klar, dass der üble Scherz wohl das kleinste ihrer Probleme ist. Erfolglos versucht man, die beiden zu retten. Ein Jahr später treffen sich die damaligen Täter wieder am selben Ort: einer riesigen Ferienresidenz auf dem Mount Washington.
Schmetterlings-Effekt konsequent umgesetzt
Die Einladung kommt vom Bruder der Verstorbenen, das Haus gehört der Familie. Schon bei der Ankunft der Gäste dominieren Spannungen, aber als die Gruppe realisiert, dass sie keineswegs die einzigen Personen auf dem verlassenen Berg sind, ist es endgültig vorbei mit der Ferienstimmung. Die ersten Toten folgen bald. Oder etwa doch nicht?
UNTIL DAWN zelebriert den sogenannten Schmetterlings-Effekt. Dieser ursprünglich meteorologischen Theorie zufolge kann der Flügelschlag eines Schmetterlings am anderen Ende der Welt einen Hurrikan auslösen. Entsprechend hat jede Handlung im Spiel unabsehbare Konsequenzen. Helfe ich einer Person, kann diese später grauenvoll ums Leben kommen, weil sie dann zur falschen Zeit am falschen Ort ist.
Das Konzept ist nicht neu. In Filmen wurde die Theorie bereits mehr oder weniger erfolgreich gezeigt (z.B. in den Final-Destination-Filmen und natürlich The Butterfly Effect). Auch in Spielen wurden die Auswirkungen von Handlungen zu späteren Zeitpunkten bereits realisiert. So direkt und konsequent wie in UNTIL DAWN wurde die Theorie aber noch nie umgesetzt. Eine falsche Entscheidung kann zum Tod einer der Hauptfiguren führen.
Zwischenhalt auf der Therapeuten-Couch
Die Macher reizen das Konzept voll aus: Es ist möglich, das Spiel zu Ende zu spielen, ohne dass einer der Protagonisten das Zeitliche segnet. Aber auch, dass alle dranglauben müssen. Abspeichern ist nicht möglich. Wer also alle möglichen Varianten erleben will, muss das Spiel erneut durchzocken. Ein wahrlich cleveres und spannendes Konzept.
Angereichert wird die Spannung noch durch eine Metaebene. Ein seltsamer Analytiker (dargestellt von Hollywood-Star Peter Stormare) taucht immer wieder auf und stellt einem Fragen zum bisherigen Spielverlauf. Dabei fragt er unter anderem ab, vor welchen Dingen man besondere Angst hat (z.B. Clowns, Ratten oder Krähen). Nicht schwer zu erraten, welche Dinge einem schon bald über den Weg laufen…
Auf technischer Ebene ist UNTIL DAWN ein kleiner Gemischtwarenladen. Die Gesichtsanimationen sind hervorragend. Gerade die bekannten Darsteller wie Hayden Panettiere, «Stormare» oder «Agents of S.H.I.E.L.D.»-Star Brett Dalton überzeugen rundum. Beim Rest blitzen ab und an matschige Texturen auf, die an die Entstehungsgesichte des Titels erinnern. Das Spiel wurde nämlich anfänglich für die alte PS3 entwickelt.
Gutes Grusel-Abenteuer
Der Soundtrack aus der Feder von Routinier Jason Graves (Evolve, Tomb Raider, The Order: 1886) sorgt für viel Grusel-Atmosphäre und die Toneffekte kommen auf entsprechenden Systemen in abgedunkelten Räumen prima zur Geltung.
Zusammengefasst ist UNTIL DAWN eine Schock-gespickte Variante von Heavy Rain oder Beyond: Two Souls. Spielerisch zwar nicht sonderlich herausfordernd, aber aufgrund des Spielkonzepts höchst unterhaltend. Wer Horrorfilme mag, kommt hier uneingeschränkt auf seine Kosten. Wer anspruchsvolles Gameplay bevorzugt, eher weniger. Mich hat UNTIL DAWN bestens unterhalten. Entsprechend fällt der Spieltrieb-Faktor mit 8 von 10 Punkten trotz Schwächen sehr hoch aus.
VORSICHT: Wer es nicht schafft, die Figuren am Leben zu erhalten, muss teilweise höchst brutale Tode über sich ergehen lassen. Für Kinder und Jugendliche ist das Spiel also NICHT geeignet.
Titel: Until Dawn
Plattform: PS4
Spieler: 1
PEGI: ab 18 Jahren
Preis: ca. 75 Franken
Das Cover