Die heftigen Gewitter und starken Regenfälle vom Mittwoch haben in mehreren Regionen der Schweiz zu Schäden in Millionenhöhe geführt. Besonders hart traf es den Kanton Aargau und die Nordwestschweiz.
In Liestal BL fielen am Mittwochnachmittag gemäss SRF Meteo innerhalb von nur einer Stunde 22 Liter pro Quadratmeter Regen, im Leimental BL innerhalb von zwei Stunden über 30 Liter. In Grellingen BL führten die starken Regenfälle zu Murgängen und massiven Schäden an mehreren Gebäuden.
80 Personen mussten vorübergehend evakuiert werden, wie der regionale Führungsstab am Donnerstag mitteilte. Verletzt wurde niemand. Zwei Liegenschaften mit insgesamt drei Bewohnern bleiben wegen starker Schäden derzeit jedoch unbewohnbar.
Rund 1000 Schäden im Baselbiet
Die Polizei Baselland registrierte insgesamt rund 350 Notrufe. Die meisten betrafen Keller, die unter Wasser standen, sowie Bäche, die über die Ufer traten. Zudem waren diverse Strassen überflutet, darunter die Autobahnen A2 und A3 bei der Verzweigung in Augst BL. In Frenkendorf BL brach eine Brücke ein.
Die Basellandschaftliche Gebäudeversicherung (BGV) rechnet mit gegen 1000 Schäden im Umfang von durchschnittlich 7000 und 10’000 Franken. Die Schadensumme dürfte insgesamt fünf und zehn Millionen Franken betragen. In Basel-Stadt verlief das Unwetter weit «harmloser». Die dortige Gebäudeversicherung geht von einer Schadensumme von gegen einer Million Franken aus.
Feuerwehren im Dauereinsatz
In den Kantonen Aargau und Solothurn standen die Einsatzkräfte ab Mittwochmorgen im Dauereinsatz. Allein im Kanton Aargau wurden 48 Feuerwehren alarmiert. Diese mussten 400 Mal ausrücken.
Gemäss SRF Meteo fielen in Stetten im Aargauer Reusstal in drei Stunden 60 Liter Regen. Zahlreiche Keller wurden überschwemmt und Strassen überflutet, wie die Kantonspolizei Aargau in ihrer Bilanz schrieb. Bei der aargauischen Gebäudeversicherung gingen rund 500 Schadenmeldungen ein.
Die Kantonspolizei Solothurn erhielt rund 110 Schadenmeldungen, vor allem wegen vollgelaufener Keller, über die Ufer getretener Bäche und kleinerer Erdrutsche. Aus den gleichen Gründen wurde auch die Kantonspolizei Bern mehr als 50 Mal alarmiert. Im Nachbarkanton Freiburg hatten rund 50 Liegenschaften Wasser in Kellern und Garagen.
Nur kurze Atempause
Am Donnerstag gab es vor allem in der Ostschweiz starke Gewitter mit viel Regen. In Walensee SG gingen seit Mitternacht 60 Liter Niederschlag nieder, wie SRF Meteo mitteilte. Auch in der Zentralschweiz rund um die Rigi regnete es noch einmal stark. Im Osten müsse bis am Abend mit Regengüssen und lokalen Gewittern gerechnet werden, hiess es.
Nach einer kurzen, ziemlich sonnigen Verschnaufpause am Freitag soll gemäss SRF Meteo bereits am Samstagmorgen wieder Regen einsetzen. Bis am Dienstagabend könnte es in den Bergen nochmals bis zu 100 Liter Regen geben. Wegen der durchnässten Boden sei die Gefahr von Hangrutschen und Überschwemmungen gross.
Noch keine Auswirkungen auf Früchte und Gemüse
Für die Gemüseproduzenten ist das aktuelle Wetter zwar unangenehm, die Lage aber noch nicht tragisch. «Wir hatten einen schlechten Start mit langem Bodenfrost und jetzt kommt noch der Regen dazu», sagte Valerie Maertens vom Verband Schweizer Gemüseproduzenten der Nachrichtenagentur sda. Bis jetzt könnten die Produzenten aber mit der Situation leben. Es gebe keine Berichte über grössere Verluste.
Auch bei der Obstproduktion sind keine Konsequenzen des schlechten Wetters zu spüren. Die Mengen und die Qualität seien gut, sagte der Sprecher des Schweizer Obstverbandes, Josef Christen, auf Anfrage der sda. Zum Glück gebe es immer wieder trockene Perioden, während derer der Boden abtrocknen könne.
Auch für die derzeit reifenden Erdbeeren seien die aktuellen Temperaturen gar nicht schlecht. Einzige die Kirschen-Ernte könnte sich leicht verspäten. Auswirkungen könnte der andauernde Regen hingegen auf die Verkaufszahlen haben. Denn schönes Sommerwetter hebe die Stimmung und animiere die Leute zum Konsum von mehr Sommerfrüchten, sagte Christen.
AXA Winterthur meldet 5 Mio. Schaden
Bei der Versicherung Axa Winterthur belaufen sich die Kosten der Schäden durch den starken Regen, die starken Gewitter und den Hagel in den vergangenen zwei Wochen auf mindestens fünf Millionen Franken. Am meisten Schaden richtete ein Hagelzug im Raum Bern an, wie Axa am Donnerstag mitteilte.