Eine Hörspielproduktion ist eine komplexe Angelegenheit, vor allem wenn die Crew alles selbst verantwortet. Man ist live dabei in Ruedi Häusermanns Studio «RadioMoos». Uraufführung war am Mittwoch in der Tuchlaube Aarau.
Es ist heiss in diesem engen, chaotisch überstellten Aufnahmeraum. Zusätzlich ins Schwitzen kommen die drei Produzenten (Ruedi Häusermann, Jan Ratschko, Herwig Ursin), wenn die rote Lampe aufleuchtet und ihnen die Stimme des cholerischen Radiodirektors Dr. Hubel Beine macht. «Das interessiert keinen Knochen», schreit Hubel mit Blick auf die Einschaltquote.
Tatsächlich: Um den Mainstream kümmert sich die Crew nicht. Ihr Hörspiel über das Wahrnehmen und Denken bei Aristoteles reisst nicht vom Sockel. Interesse weckt es nur bei Herrn Schuler. Dieser Hörer meldet sich mehrmals am Telefon und sondert wirre Kommentare und Fragen ab, die «RadioMoos» gleich aufnimmt und – zu Schulers Ärger, aber passend – laufend in die Sendung integriert.
Die drei verspielten Radiomenschen produzieren ein vielfältiges Tagesprogramm. Manchmal läuft es zwar aus dem Ruder und zieht sich in die Länge. Vor allem aber wimmelt es von skurrilen und poetischen Highlights.
Stündlich liest das Studio Nachrichten, es berichtet von der Schachweltmeisterschaft oder offeriert einen Cha-Cha-Cha-Tanzkurs. Oder die drei Musiker erfüllen Hörerwünsche und formieren sich zum präzisen Radioorchester mit Klarinette, Bandoneon, Akkordeon, Keyboard, Querflöte, Bassklarinette, Schuhgeklapper, Schreibmaschinengeratter und singenden Weingläsern.
«Musiktheatralisches Tagwerk in fünf bemerkenswerten Episoden» heisst «RadioMoos» im Untertitel. Ruedi Häusermann (er führt auch Regie) hat die Musik geschrieben, Jan Ratschko die Texte. Der zweistündige Abend ist ein unterhaltsames akustisch-visuelles Ereignis. Das Publikum bedankte sich mit langem Applaus.