Ein Gericht kolumbianischer Ureinwohner hat sieben Mitglieder der FARC-Guerilla wegen der Ermordung von zwei Anführern des indigenen Volks der Nasa zu langen Haftstrafen verurteilt. Zwei Jugendliche Kämpfer sollen zudem Peitschenhiebe erdulden.
Das härteste Urteil – 60 Jahre Gefängnis – erging am Sonntag nach vierstündiger Debatte gegen Carlos Ivan Silva. Er hatte die Tötung der beiden Indianerführer in Toribío im westlichen Departamento Cauca am Mittwoch gestanden.
Die beiden Getöteten hatten eine Plakattafel entfernt, die an den im November 2011 vom Militär getöteten obersten FARC-Kommandanten Guillermo León Sáenz alias Alfonso Cano erinnerte. Daraufhin wurden sie von der FARC getötet. Die linksgerichtete Guerilla hatte am Samstag die Verantwortung für die Tötung der Nasa-Anführer am Mittwoch übernommen.
40 Jahre Haft und Peitschenhiebe
Die Gerichtsversammlung, an der mehr als 3000 Ureinwohner teilnahmen, verurteilte vier Angeklagte zu jeweils 40 Jahren Haft. Das Urteil gegen zwei FARC-Kämpfer im Alter von 14 und 17 Jahren lautete auf 20 Peitschenhiebe für jeden.
Die beiden Jugendlichen werden der Gerichtsentscheidung zufolge bis zu ihrem 18. Lebensjahr in einem Erziehungsheim untergebracht. Dann entscheidet eine erneute Gerichtsversammlung der Nasa über ihr weiteres Schicksal, wie Gabriel Paví von der Ureinwohnervereinigung Acinc der Nachrichtenagentur AFP sagte.
Eigene Gerichtsbarkeit
Vor der Debatte hatte die Gerichtsversammlung den Bericht eines von den örtlichen Behörden ernannten Ermittlungsausschusses gehört. Der Prozess fand am Tag nach der Beerdigung der beiden Todesopfer statt. Einige der Verurteilten sind selbst Nasa. Der letzten Volkszählung von 2005 zufolge sind 1,4 Millionen der mehr als 48 Millionen Kolumbianer Ureinwohner.
Die kolumbianischen Verfassung gesteht indigenen Behörden auf ihren Territorien eine eigene Gerichtsbarkeit zu. Die Urteile dürfen nicht gegen die Verfassung und die Gesetze des Landes verstossen.
Die kolumbianische Regierung führt seit November 2012 unter der Schirmherrschaft Kubas und Norwegens Friedensgespräche mit einer FARC-Delegation in Havanna. Die 1964 gegründeten FARC sind Kolumbiens grösste Guerillaorganisation.
Im Konflikt mit Regierungstruppen und Paramilitärs wurden in den vergangenen fünf Jahrzehnten nach amtlichen Angaben 220’000 Menschen getötet. Mehr als fünf Millionen Menschen wurden demnach in die Flucht getrieben.