Mehr als 18 Jahre nach dem rassistisch motivierten Mord an einem schwarzen Jugendlichen in London sind zwei Mitglieder der Täterbande zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Ein Gericht in London verhängte am Mittwoch 14 und 15 Jahre Haft gegen die beiden heute 35 und 36 Jahre alten Männer.
Beide waren zur Tatzeit minderjährig und wurden deshalb nach Jugendstrafrecht verurteilt.
Der Fall hatte für grosses Aufsehen gesorgt und eine neue Diskussion um Rassismus ausgelöst. Im Laufe der Jahre hatte es zahlreiche Verfahrenspannen gegeben, Rassismus in den Reihen der Polizei war aufgedeckt worden. Die Täter hatten bis zuletzt alles geleugnet. Die Familie des Opfers kämpfte jahrelang für Gerechtigkeit.
Den beiden Tätern könnten keinerlei mildernde Umstände zugebilligt werden, weil sie nach der Bluttat bis heute keine Reue gezeigt hätten, betonte Richter Colman Treacy. Der „schreckliche und bösartige“ Mord sei eindeutig durch Rassenhass motiviert gewesen.
Ein vollkommen unschuldiger Jugendlicher sei damals „an der Schwelle zu einem vielversprechenden Leben“ von einer „rassistischen, aggressiven Bande“ brutal ermordet worden, sagte Treacy.
Neue forensische Beweise
Ein Geschworenengericht hatte die Angeklagten am Dienstag auf der Grundlage neuer forensischer Beweise schuldig gesprochen, im April 1993 den 18-jährigen Stephen Lawrence erstochen zu haben.
Der Jugendliche war damals gemeinsam mit einem Freund an einer Bushaltestelle im Londoner Stadtteil Eltham von einer fünf- oder sechsköpfigen Jugendgang überfallen worden.
Laut der Staatsanwaltschaft beschimpften die Bandenmitglieder den Sohn jamaikanischer Einwanderer als „Nigger“. Während der Freund fliehen konnte, wurde Lawrence von der Gang umzingelt und brutal niedergestochen.
Die Eltern des Mordopfers hatten sich unnachgiebig für die Aufklärung des Falls und die Verfolgung der Täter eingesetzt. Die Mutter des Ermordeten, Doreen Lawrence, zeigte sich nun erleichtert und sagte, das Urteil sei für sie „der Beginn eines neuen Lebens“, denn all die Jahre hätten sie „in der Luft gehangen“.
Weitere Suche nach Mittätern
Lawrences Vater Neville sagte, dies sei nur ein Schritt auf der Suche nach Gerechtigkeit. Er hoffe, dass die Verurteilten nun die Namen der übrigen Mittäter preisgeben würden. Auch Scotland-Yard-Chef Bernard Hogan-Howe kündigte an, weiter nach den Mittätern zu suchen.
Ein im Jahr 1999 veröffentlichter Untersuchungsbericht kam zu dem Schluss, dass die Polizei die Ermittlungen durch „eine Kombination aus professioneller Inkompetenz und institutionellem Rassismus“ behindert habe. Der Bericht führte zu einer umfassenden Reform des Polizei- und Justizwesens in Grossbritannien.