Der Senat von Uruguay hat in einem für die Region bahnbrechenden Schritt grünes Licht für Abtreibungen gegeben. Am Mittwoch votierten 17 Senatoren für den Gesetzesentwurf, 14 dagegen.
Nach dem neuen Gesetz sollen Schwangerschaftsabbrüche in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten nicht länger illegal sein. Allerdings müssen sich betroffene Frauen zuvor einem Expertenausschuss stellen und fünf Tage auf eine offizielle Bestätigung warten.
Zudem sollen Abtreibungen zu einem späteren Zeitpunkt künftig erlaubt werden, wenn die Mutter in Lebensgefahr schwebt oder Missbildungen des Fötus vorliegen. Vergewaltigungsopfer dürfen den Eingriff in den ersten 14 Schwangerschaftswochen vornehmen lassen.
30’000 Abtreibungen jährlich
Im vorwiegend katholischen Uruguay mit 3,4 Millionen Einwohnern werden nach Angaben von Nichtregierungsorganisationen jährlich geschätzte 30’000 Abtreibungen vorgenommen. Die Dunkelziffer dürfte jedoch weit höher liegen. Zahlreiche Frauen sterben bei illegalen, heimlichen Abtreibungen.
Das derzeitige Gesetz aus dem Jahr 1938 bestraft Frauen, die eine Abtreibung vornehmen, mit bis zu neun Monaten Haft. Mitwirkende an Abtreibungen können mit bis zu 24 Monaten Gefängnis bestraft werden.
Nach Angaben des Senators Luis Gallo vom regierenden Mitte-links-Bündnis Frente Amplio wird nur ein winziger Bruchteil der Schwangerschaftsabbrüche strafrechtlich verfolgt. Deshalb sei die jetzt erfolgende Entkriminalisierung längst überfällig gewesen.
Präsident José Mujica hat anders als sein Vorgänger Tabaré Vázquez angekündigt, den Entwurf unterzeichnen zu wollen. In Lateinamerika ist Kuba bislang das einzige Land, in dem allen Frauen Abtreibungen in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten erlaubt sind.