Immer mehr Menschen in den USA verlieren ihre Scheu vor homosexuellen Kontakten. Die Zahl der Männer und Frauen, die sexuelle Erfahrungen mit gleichgeschlechtlichen Partnern gemacht haben, habe sich binnen 25 Jahren mehr als verdoppelt.
Das geht aus einer am Mittwoch im Fachmagazin «Archives of Sexual Behavior» veröffentlichten Studie hervor. Die Wissenschaftler deuteten die Entwicklung als Ausdruck eines «rapiden kulturellen Wandels» in den USA.
Für die Erhebung befragten die Studienautoren rund 30’000 Erwachsene und verglichen die Ergebnisse mit Daten aus dem Jahr 1990. Damals hätten 4,5 Prozent der Männer angegeben, mindestens einmal Sex mit einem anderen Mann gehabt zu haben. In der neuen Befragung, die 2014 abgeschlossen wurde, waren es 8,2 Prozent.
Noch deutlicher fiel der Anstieg bei Frauen aus, die über gleichgeschlechtliche Erfahrungen berichteten: Ihr Anteil stieg von 3,6 Prozent auf 8,7 Prozent. Der Anteil der Erwachsenen, die Sex mit beiden Geschlechtern hatten, wuchs von 3,1 Prozent auf 7,7 Prozent.
63 Prozent finden homosexuelle Kontakte okay
In dieser Entwicklung spiegeln sich nach Einschätzung der Mitautorin Jean Twange von der San Diego State University gesellschaftliche Veränderungen wider. «Ohne die strengen sozialen Normen, die es in der Vergangenheit gegeben hat, fühlen sich die Amerikaner nun freier, jene sexuellen Erfahrungen zu machen, die sie sich wünschen», erklärte die Psychologieprofessorin.
Auch in der allgemeinen Einstellung der Bevölkerung gegenüber Homosexualität beobachteten die Wissenschaftler grosse Verschiebungen. Zwischen 1973 und 1990 war der Anteil der US-Bürger, die Homosexualität für vollkommen akzeptabel hielten, nur von elf auf 13 Prozent gestiegen. Von 1990 bis 2014 schnellte der Anteil dann auf 49 Prozent hoch. Unter der jungen Generation zwischen 18 und 29 Jahren vertraten sogar 63 Prozent die Auffassung, dass gleichgeschlechtliche Kontakte akzeptabel sind.