Ein Jugendrichter im US-Bundesstaat Utah hat mit einer unkonventionellen Strafe den Zorn einer Mutter auf sich gezogen: In einem Vergleich stimmte die Frau zwar zu, ihrer 13-jährigen Tochter im Gerichtssaal deren langes Haar abzuschneiden.
Im Gegenzug bot Bezirksrichter Scott Johansen nämlich an, die Strafe des Mädchens zu reduzieren. Der Richter hatte die Tochter von Valeria Bruno zunächst bei einer Anhörung Ende Mai zu 30 Tagen Haft und 276 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt.
Er bot dann an, den Arbeitseinsatz um 150 Stunden zu reduzieren, falls die Mutter ihrer Tochter noch im Gerichtssaal den Pferdeschwanz abschneidet.
Die Mutter willigte ein, nahm die vom Gericht ausgehändigte Schere und schnitt die Haare ihrer Tochter ab. Dem folgte aber bald grosses Bedauern und nun eine Beschwerde, welche die Mutter bei den Justizbehörden gegen den Jugendrichter eingereicht hatte.
„Ich hätte meine Rechte kennen sollen, als ich in den Gerichtssaal ging, denn ich habe mich sehr bedroht gefühlt“, sagte die Mutter gegenüber der Tageszeitung „Deseret News“. „Auge um Auge – so bringt man Kindern nicht den Unterschied zwischen richtig und falsch bei.“
Gang zum Coiffeur
Ihre Tochter war zusammen mit einer elfjährigen Freundin vor Gericht gestanden, weil beide einer Dreijährigen mit einer Schere die Haare abgeschnitten und ein anderes Mädchen am Telefon schikaniert hatten.
Auch das zweite Mädchen musste Haare lassen: Der Richter wies die Elfjährige an, ihr Haar so kurz schneiden zu lassen wie seines. Sie durfte dazu einen Coiffeursalon aufsuchen. Anschliessend musste sie noch einmal vor Gericht erscheinen – um sicher zu stellen, dass die neue Frisur die Zustimmung des Richters findet.
Der Mutter des dreijährigen Mädchens war übrigens zufrieden mit dem Richterspruch. Sie habe sich sogar während der Anhörung zu Wort gemeldet, weil sie das Gefühl hatte, die Mutter habe ihrer Tochter die Haare nicht kurz genug geschnitten.
Was mit der Beschwerde geschieht ist nicht bekannt. In Utah liegt es aber laut Gesetz im Ermessen der Richter, Sanktionen gegen Jugendliche zu verhängen, die deren Verhalten positiv beeinflussen.