US-Grossbanken drohen strengere Kapitalvorschriften

Auch sechs Jahre nach dem Höhepunkt der Finanzkrise lassen die USA bei der Regulierung ihrer Banken nicht locker. Die US-Notenbank Fed will die Kapitalvorgaben für die grössten Geldhäuser des Landes noch einmal verschärfen.

Investmentbanken wären von neuen Vorschriften betroffen (Bild: sda)

Auch sechs Jahre nach dem Höhepunkt der Finanzkrise lassen die USA bei der Regulierung ihrer Banken nicht locker. Die US-Notenbank Fed will die Kapitalvorgaben für die grössten Geldhäuser des Landes noch einmal verschärfen.

Das geht aus einem Redemanuskript des für die Bankenaufsicht zuständigen Notenbankvertreters Daniel Tarullo für eine am Dienstag vorgesehene Anhörung des Senats hervor. Institute, die besonders stark auf eine kurzfristige Finanzierung setzen, sollen demnach zusätzliche Kapitalpuffer aufbauen.

Das würde insbesondere klassische Investmentbanken mit einem starken Handelsgeschäft wie Goldman Sachs und Morgan Stanley treffen, die zu deutlich mehr als einem Drittel auf solch kurzfristige Gelder setzen und kaum Einlagengeschäft betreiben.

Darin sieht die Fed eine Gefahr für die Finanzstabilität. In der Krise hatte sich das vielerorts als fatal erwiesen, weil sich Banken schlagartig untereinander kein Geld mehr liehen. Die Fed will die Banken nun dazu zwingen, entweder stärker Verluste auffangendes Kapital aufzunehmen oder sich langfristiger zu finanzieren.

Genaue Höhe unbekannt

Über die genaue Höhe des zusätzlichen Kapitalpuffers und die Berechnungsmethode des Risikos gibt es noch keine Entscheidung. Laut «Wall Street Journal» vom Dienstag sollen die Anforderungen einige Punkte über den bisher international vereinbarten Zuschlägen für systemrelevante Banken liegen.

Die Basel-III-Vorgaben sehen bisher eine um bis zu 2,5 Prozentpunkte höhere harte Kernkapitalquote als für kleine Institute vor. Dem neuen Vorschlag zufolge könnte der Zuschlag noch einmal bis zu 4,5 Prozentpunkte höher liegen, zitierte die Zeitung einen namentlich nicht genannten Fed-Vertreter.

Die USA würden mit der Verschärfung ein weiteres Mal über die nach der Krise international vereinbarten neuen Regeln für Banken («Basel III») hinausgehen. Diese sehen vor, dass Grossbanken bis zu 12,5 Prozent ihrer Risikopositionen mit harten Kernkapital – das sind vor allem eigene Aktien und einbehaltene Gewinne – absichern müssen.

Risiken zu wenig abgebildet

Die Fed argumentiert, dass in den ursprünglich ausgehandelten Vorgaben die speziellen Risiken einer stark kurzfristigen Finanzierung zu wenig abgebildet seien. Sie will sich nun dafür einsetzen, dass die geplanten Vorgaben auch in anderen Ländern umgesetzt werden, wie das «WSJ» schreibt.

Die Massnahmen sind Folgen der Wirtschaftskrise 2008, als der Kollaps der Investmentbank Lehman Brothers die Finanzwelt erschüttert hatte. Etliche Grossbanken wurden damals mit Steuergeld gerettet. Die neuen Regeln sollen verhindern, dass sich so etwas wiederholt.

Nächster Artikel