Das US-Justizministerium hat offenbar Ermittlungen wegen des Verdachts auf systematisches Doping russischer Athleten eingeleitet. Das berichtet die «New York Times».
Die US-Justiz leitete die Ermittlungen wegen möglicher Verschwörung und Betrugs ein, wie das Blatt am Dienstag meldete. Es berief sich auf zwei namentlich nicht genannte Quellen, die mit dem Fall vertraut seien.
Die US-Staatsanwaltschaft für den östlichen Bezirk von New York sei federführend. Die Behörde habe russische Regierungsoffizielle, Athleten, Trainer sowie Anti-Doping-Verantwortliche im Visier, hiess es.
Der ehemalige Leiter des Moskauer Anti-Doping-Labors, Gregori Rodschenkow, hatte in der vergangenen Woche der «New York Times» gesagt, er habe systematische Manipulationen im russischen Team während der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi mitorganisiert.
Rodschenkow, der jetzt in Los Angeles in den USA lebt, behauptet, 15 der russischen Medaillengewinner in Sotschi seien gedopt gewesen. Dafür gibt es bisher keine unabhängigen Beweise. Die US-Justiz hat nach den Informationen der Zeitung auch Rodschenkow selbst im Visier.
Das Internationale Olympische Komitee und die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA schalteten sich ebenfalls ein und brachten Untersuchungen auf den Weg.
Wie die WADA am Dienstag in Montreal mitteilte, leitet Mathieu Holz, ein früherer Offizier der französischen Gendarmerie und Interpol-Agent, die Untersuchungen. Zu der Gruppe gehören unabhängige Experten und Wissenschaftler. «Nach Ende der Untersuchung wird die WADA einen umfassenden Bericht veröffentlichen und die dazu gehörenden Belege, die gesammelt worden sind, zugänglich machen», hiess es.
Das Internationale Olympische Komitee hatte die WADA zuvor beauftragt, Untersuchungen aufzunehmen, ob das Anti-Doping-Labor in Sotschi während der Spiele in Betrügereien verwickelt war.
Die Ermittlungen setzen Russland gut elf Wochen vor Beginn der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro unter Druck. Im schlimmsten Fall droht den russischen Athleten der Ausschluss von den Spielen.