Sieben Monate nach dem Tod eines schwarzen Jugendlichen in der US-Stadt Ferguson wirft das US-Justizministerium der dortigen Polizei in einem Untersuchungsbericht Rassismus und die routinemässige Schikanierung der mehrheitlich schwarzen Bevölkerung vor.
Medien zitierten vorab aus dem Bericht, der am Mittwoch veröffentlicht werden sollte, die mehrheitlich weisse Polizei, aber auch die Justiz, hätten regelmässig Bürgerrechte verletzt und damit gegen die Verfassung verstossen.
Der weisse Polizist Darren Wilson hatte Anfang August 2014 den unbewaffneten 18-jährigen Michael Brown in der Vorstadt von St. Louis im Bundesstaat Missouri erschossen.
Eine sogenannte Grand Jury aus überwiegend weissen Laienrichtern kam aber im November zum Schluss, dass sich der Polizist nichts zuschulden kommen liess. Das Urteil führte in Ferguson und zahlreichen anderen Städten zu teils gewaltsamen Protesten.
Der Fernsehsender CNN und die «Washington Post» berichteten unter Berufung auf den Untersuchungsbericht, in Ferguson seien Schwarze überdurchschnittlich oft das Ziel polizeilicher Massnahmen gewesen. Ihr Anteil an allen Festnahmen zwischen 2012 und 2014 lag demnach bei 93 Prozent, obwohl sie nur zwei Drittel der Bevölkerung von Ferguson ausmachten.
85 Prozent der von der Polizei angehaltenen Autos wurden von Schwarzen gefahren, 90 Prozent der vor Gericht zitierten Personen waren Schwarze, und Gewalt wurde in 88 Prozent der Fälle gegen Schwarze angewandt.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International erklärte in einer ersten Reaktion, US-Präsident Barack Obama solle eine Arbeitsgruppe einrichten, um Empfehlungen für Reformen der Strafjustiz auszuarbeiten.
Der Tod von Michael Brown mache eine nationale Debatte über Rassismus bei der Polizei erforderlich. Die USA habe eine lange Geschichte der Diskriminierung von Minderheiten und der Straflosigkeit der dafür Verantwortlichen, kritisierte die Organisation.