US-Notenbank bremst erneut Anleihekäufe

Die US-Notenbank wird voraussichtlich nächstes Jahr ihre Politik des extrem billigen Geldes beenden. Die Federal Reserve (Fed) kündigte am Mittwoch an, ihre monatlichen Geldspritzen zur Stärkung der Wirtschaft um weitere zehn auf 55 Milliarden Dollar zu verringern.

Fed-Chefin Janet Yellen vor den Medien in Washington (Bild: sda)

Die US-Notenbank wird voraussichtlich nächstes Jahr ihre Politik des extrem billigen Geldes beenden. Die Federal Reserve (Fed) kündigte am Mittwoch an, ihre monatlichen Geldspritzen zur Stärkung der Wirtschaft um weitere zehn auf 55 Milliarden Dollar zu verringern.

Die US-Notenbank nimmt weiterhin nur langsam Abschied von ihrer Krisenpolitik. Zwar werden die Anleihekäufe zur Ankurbelung der Wirtschaft erneut reduziert, wie die Federal Reserve (Fed) mitteilte.

Aber mit Zinserhöhungen ist laut einer grossen Mehrheit der Mitglieder im Offenmarktausschuss der Bank vor Mitte 2015 nicht zu rechnen. Zudem strich die Fed die Arbeitslosenquote als konkreten Zielwert aus ihrer geldpolitischen Erklärung, der eine baldige Leitzinsanhebung begründet hätte.

Die monatlichen Käufe von langfristigen Staatsanleihen und Immobilienpapieren werden zum dritten Mal in diesem Jahr um 10 Milliarden Dollar reduziert. Damit sinkt die Summe von ursprünglich 85 auf künftig 55 Milliarden Dollar pro Monat.

Vom Arbeitsmarkt abhängig

Experten hatten mit dem Schritt gerechnet. Die 2012 begonnenen Wertpapierkäufe sind eine geldpolitische Massnahme zur Stärkung der Wirtschaft. Sie sollen langfristige Zinsen drücken und damit den Reiz für Investitionen schaffen.

Der Leitzins hingegen bleibt zwischen Null und 0,25 Prozent. Auf diesem Rekordtief liegt er seit Ende 2008, als sich weltweit die schwere Finanzkrise ausbreitete. Die Fed hatte stets versprochen, den Zins erst zu erhöhen, wenn die Arbeitslosigkeit unter 6,5 Prozent falle.

Da die Quote mit derzeit 6,7 Prozent diesem Ziel sehr nah gekommen ist, ohne dass die Wirtschaft sich nach Ansicht der Zentralbank ausreichend erholt hat, will die Bank künftig zusätzliche ökonomische Daten stärker bei ihrer Entscheidung gewichten.

Anleihenkauf bis Herbst eingestellt

Die neue Fed-Chefin Janet Yellen erklärte bei der ersten Medienkonferenz seit ihrem Amtsantritt im Februar, dass der Anleihenkauf voraussichtlich bis zum Herbst schrittweise eingestellt werde. Ein erster Anstieg des Leitzinses könnte ungefähr sechs Monate später erfolgen, sagte sie. Das wäre im Frühjahr 2015.

Auf einen genauen Zeitpunkt wollte sich die Fed-Chefin aber nicht festlegen. Die Entscheidung hänge von der Lage am Arbeitsmarkt und der Inflation ab. „Wir sind noch nicht in der Nähe der Vollbeschäftigung“, ergänzte Yellen.

Gewicht der Verantwortung

Der jüngste Wirtschaftsausblick der Fed fiel ein bisschen schlechter aus. Demnach wird die US-Konjunktur in diesem Jahr zwischen 2,8 und 3,0 Prozent zulegen. Bisher war die Notenbank von 2,8 bis 3,2 Prozent ausgegangen. Im vergangenen Jahr hatte das Wachstum bei 1,9 Prozent gelegen.

Der ungewöhnlich kalte Winter in weiten Teilen des Landes sei „ein wichtiger Faktor“ für die etwas schwächere Wirtschaftsleitung gewesen, sagte Yellen. Sie gehe von einer Besserung im zweiten Quartal auf.

Besser sehe es hingegen auf dem Arbeitsmarkt aus. Die Erwerbslosenquote falle in diesem Jahr laut der Schätzung auf 6,1 bis 6,3 Prozent. Zuvor war die Notenbank von einem Wert zwischen 6,3 und 6,6 Prozent ausgegangen.

Es war die erste Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses unter Yellen. Sie hatte das Ruder im Februar von Ben Bernanke übernommen. Zuvor war die 67-Jährige Vize-Vorsitzende der Zentralbank. „Ich fühle deutlich das Gewicht der Verantwortung in der neuen Rolle, die ich habe“, sagte sie.

Wall-Street lässt Federn

Die US-Börsen haben am Mittwoch mit Verlusten auf den neuen geldpolitischen Kurs der US-Notenbank reagiert. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 0,7 Prozent schwächer bei 16.222 Punkten.

Der breiter gefasste S&P-500 büsste 0,6 Prozent auf 1860 Zähler ein. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verabschiedete sich ebenfalls 0,6 Prozent schwächer auf 4307 Stellen.

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