Nun ist es so weit: Die US-Notenbank beginnt den Einstieg in den Ausstieg aus der Geldschwemme. Ein Schock an den Märkten bleibt aber aus. Für die Anleger geht erst einmal alles so weiter wie bisher.
Die US-Notenbank leitet angesichts besserer Konjunkturaussichten einen langsamen Kurswechsel ihrer äusserst aggressiven Geldpolitik ein. An den Finanzmärkten reagierten Anleger weltweit erleichtert: Von New York über Tokio bis Frankfurt und Zürich stiegen die Aktienkurse am Donnerstag.
Die Federal Reserve hatte am Mittwoch angekündigt, der Ankauf von langfristigen Staatsanleihen und Immobilienpapieren werde von Januar an von 85 auf 75 Milliarden Dollar gedrosselt. Fed-Chef Ben Bernanke signalisierte, dass die Geldschwemme weiter abebben soll. Ende 2014 könnten die Käufe ganz versiegen.
Ihren Kurswechsel bei dem als Konjunkturstütze aufgelegten Anleihekaufprogramm mildert die Notenbank indes stark ab: Sie sicherte nämlich zu, dass die Leitzinsen noch lange auf dem historischen Tief an der Nullmarke bleiben sollen – sogar dann wenn sich Konjunktur und Arbeitsmarktlage weiter verbesserten.
Der selbst gesetzte Schwellenwert einer Arbeitslosenquote von 6,5 Prozent, von dem an die Fed eigentlich über Zinsanhebungen nachdenken will, verliert damit an Aussagekraft. Beobachter sprachen sogar von einer faktischen Lockerung der Geldpolitik, was den Investoren die Angst vor der geldpolitischen Wende genommen habe.
Börsen in Nordamerika, Asien und Europa frohlocken
Dementsprechend reagierten die Anleger weltweit erleichtert. Am grössten Aktienmarkt der Welt in New York setzten Dow Jones und S&P 500 neue Rekordmarken. Die asiatischen Börsen tendierten am Donnerstag überwiegend fest, der Nikkei-225-Index schloss in Tokio auf dem höchsten Stand seit sechs Jahren.
Die europäischen Aktienmärkte legten ebenfalls zu, der Dax kletterte deutlich über die Marke von 9300 Punkten, der Schweizer Leitindex SMI überschritt wieder die Marke von 8000 Punkten und der Euroraum-Leitindex EuroStoxx 50 rückte ebenfalls spürbar vor.
Am Devisenmarkt gewann der Dollar deutlich an Wert. Der Euro geriet im Gegenzug unter Druck. Der japanische Yen und der Schweizer Franken gerieten gegenüber dem Dollar ebenfalls unter Druck.
Keine Schockwellen bei Anleihemärkten
Auch an den Anleihemärkten blieb die Schockreaktion aus. Sowohl in den USA als auch in Asien und Europa legten die Renditen in der Tendenz nur leicht zu. Dies steht im krassen Gegensatz zur Reaktion auf die Ankündigung des Fed-Kurswechsels im vergangenen Sommer. Seinerzeit gerieten Staatsanleihen weltweit massiv unter Druck, besonders heftig in den Schwellenländern.
Die Rohstoffmärkte reagierten auf den Fed-Kurswechsel moderat. Heftig war die Reaktion aber bei Edelmetallen, die als Krisen- und Inflationsschutz gelten. Der Preis für eine Feinunze (etwa 31 Gramm) Gold fiel am Donnerstag auf bis zu 1200 Dollar und erreichte damit fast den tiefsten Stand seit drei Jahren. Der Silberpreis geriet noch deutlicher unter Druck.
Der US-Leitzins liegt seit Ende 2008 auf dem historischen Tiefstand zwischen Null und 0,25 Prozent. Damals hatte sich die schwere Finanzkrise ausgebreitet und eine weltweite Rezession ausgelöst.
Der Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik gilt als eine extrem schwierige Aufgabe. Das Risiko dabei ist, dass die Finanzmärkte und Weltwirtschaft mit Nervosität reagieren und die Konjunktur einen Rückschlag erleidet.