Die anhaltend mässige Lage am Arbeitsmarkt liefert der US-Notenbank Fed noch immer kein Signal für eine Abkehr von der Politik des extrem günstigen Geldes. Die US-Wirtschaft schuf im September nur 148’000 Stellen, wie das Arbeitsministerium am Dienstag meldete.
Die Politik des extrem günstigen Geldes bleibt in den USA weiterhin auf Kurs – und sorgt damit für eine anhaltend mässige Lage am US-Arbeitsmarkt. Gemäss Arbeitsministerium der USA wurden im September lediglich 148’000 neue Stellen geschaffen. Damit wurden die Erwartungen der Experten enttäuscht. Ökonomen hatten mit 180’000 neuen Stellen gerechnet. Als Faustregel gilt in den USA, dass etwa 200’000 Arbeitsplätze pro Monat geschaffen werden müssen, um mit dem Bevölkerungswachstum mitzuhalten.
Wegen des Haushaltsstreits in Washington hatte sich die Veröffentlichung der mit Spannung erwarteten Daten um 14 Tage verzögert. Ein kleines Hoffnungszeichen bietet zumindest die Arbeitslosenquote, die leicht von 7,3 auf 7,2 Prozent gesunken ist. Sie liegt damit aber noch deutlich über dem Schnitt der vergangenen 60 Jahre von 6 Prozent.
11,3 Millionen Arbeitslose
Noch immer sind 11,3 Millionen Amerikaner ohne Job. Die Fed will ihre Zinsen solange auf dem ultraniedrigen Niveau von null bis 0,25 Prozent belassen, bis die Arbeitslosenquote auf 6,5 Prozent gesunken ist.
Die Zentralbank, die neben stabilen Preisen auch Vollbeschäftigung fördern soll, pumpt derzeit zusätzlich Monat für Monat 85 Mrd. Dollar in die Wirtschaft – über den Kauf von Immobilienpapieren und Staatsanleihen.
Experten erwarten nun, dass die Fed wegen der nicht absehbaren Folgen des mittlerweile vertagten Haushaltsstreits erst 2014 den Fuss vom Gas nehmen und diese Käufe reduzieren kann. Der Euro stieg daraufhin zum Dollar auf den höchsten Stand seit Mitte November 2011. Zum Franken fiel der Dollar von 90,3 auf 89,8 Rappen.
«Die Märkte richten sich auf eine weiterhin lockere US-Geldpolitik ein, weil der US-Arbeitsmarktbericht hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist», sagte Ökonom Rainer Sartoris von der Privatbank HSBC Trinkaus. Damit dürfte für viele Investoren klar sein, dass die Fed die Wirtschaft weiter unterstützen werde.
Kein Kurswechsel erwartet
Fed-Chef Ben Bernanke betont immer wieder, dass erst dann mit dem schrittweisen Ausstieg aus der quantitativen Lockerung begonnen werden kann, wenn der Arbeitsmarkt sich deutlich erholt hat. Zeitweise gab es Spekulationen, dass damit bereits ab September oder im Herbst begonnen werden könnte.
Zwar gibt Bernanke seinen Job Anfang 2014 auf. Und Präsident Barack Obama hat die bisherige Vize-Chefin der Fed, Janet Yellen, als Nachfolgerin nominiert. Doch auch Yellen hat bereits signalisiert, dass sie einen ähnlich behutsamen Kurs wie Bernanke fahren will.
Ökonomen befürchten, dass die wochenlangen Zwangsferien für 800’000 Bundesbedienstete und der weitgehende Ausgabenstopp – jeweils Folgen des Haushaltsstreits – die Wirtschaft belastet: Dadurch könnte das Wachstum im vierten Quartal bis zu 0,6 Prozentpunkte niedriger ausfallen.