Die US-Notenbank Fed hat den Ausstieg aus der Ära des billigen Geldes überraschend wieder auf die lange Bank geschoben. Die Zentralbank hat entschieden, den Umfang der monatlichen Ankäufe von Staatsanleihen und Immobilien-Papieren bei 85 Milliarden Dollar zu belassen.
Ökonomen hatten damit gerechnet, dass die Zentralbanker um Fed-Chef Ben Bernanke diese Konjunkturhilfen auf 75 Milliarden Dollar pro Monat stutzen würden. Doch die Fed hält die Wirtschaft für noch nicht robust genug, um ohne Geldspritzen in der bisherigen Dosis auskommen zu können.
Seit Monaten schon hält die Frage, wann die Fed auf einen weniger expansiven geldpolitischen Kurs umschwenkt, die vom Billiggeld abhängigen Finanzmärkte in Atem. Der Offenmarktausschuss der Fed musste in seiner zweitägigen Sitzung entscheiden, ob er an dieser Politik festhalten will.
Fachleute hatten mit einer vorsichtigen Reduzierung der Anleihenkäufe gerechnet. Dafür ist die Zeit aber nach Ansicht der Mehrheit der Notenbank-Gouverneure noch nicht reif. Ein Grund könnte auch der erneut drohende politische Streit über die Schuldengrenze der USA sein.
Möglicherweise später im Jahr
«Wir werden den ersten Schritt an einem gewissen Punkt unternehmen, möglicherweise später in diesem Jahr», sagte der scheidende Fed-Chef Ben Bernanke. Er hatte im Frühjahr angekündigt, dass die Anleihekäufe bis Mitte 2014 komplett eingestellt werden könnten, wenn die bisherigen Konjunkturprognosen Bestand haben. Es gebe aber keine «magische Zahl», an der die Entscheidung dafür festgemacht werde.
Der Leitzins bleibt wie von Ökonomen erwartet auf dem historischen Niedrigstand zwischen 0 und 0,25 Prozent. Auf diesem Rekordtief liegt er seit Ende 2008, als die schwere Finanzkrise begann. Der faktische Nullzins sei angemessen, solange die US-Arbeitslosenquote höher sei als 6,5 Prozent, heisst es in der Fed-Mitteilung. Derzeit liegt sie bei 7,3 Prozent. Die Zinspolitik wurde Ende 2012 an die Arbeitslosenquote gekoppelt.
Wirtschaftsausblick gesenkt
Zugleich senkte die Fed ihren Wirtschaftsausblick: Für dieses Jahr rechnet die Zentralbank nur noch mit einem Wachstum zwischen 2,0 und 2,3 Prozent. Vor drei Monaten war sie noch von 2,3 bis 2,6 Prozent ausgegangen.
Auch für 2014 und 2015 korrigierte sie ihre Aussichten ein wenig nach unten. Erstmals legte die Fed eine Wachstumsschätzung für 2016 vor. Diese liegt bei 2,5 bis 3,3 Prozent.
Bei der Vorhersage für die Arbeitslosenquote machte die Fed nur geringe Änderungen. In diesem Jahr soll sie bei 7,1 bis 7,3 Prozent liegen und im kommenden Jahr zwischen 6,4 und 6,8 Prozent.
Für 2015 rechnen die Notenbanker dann mit einer Erwerbslosenquote zwischen 5,9 und 6,2 Prozent. 2016 soll sie dann auf 5,4 bis 5,9 Prozent sinken. Die Inflation bleibe fast die gesamte Zeit unter dem Ziel der Fed von 2,0 Prozent.
Die Aktienmärkte reagierten euphorisch auf de Fed-Ankündigung. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial sprang bei 15’664 Punkten auf ein Rekordhoch. Seinen bisher höchsten Stand hatte der weltweit bekannteste Aktienindex am 2. August bei 15’658 Punkten erreicht.
Nachfolge von Bernanke
Bernanke ist noch bis Anfang 2014 im Amt. Ihm nachfolgen wird vermutlich die Vize-Chefin Janet Yellen. Präsident Barack Obama will im Herbst darüber entscheiden. Ein Vertreter des US-Präsidialamts sagte am Mittwoch, Yellen sei Favoritin für den Posten.