US-Polizist erschiesst in Missouri schwarzen Jugendlichen

Wiederholte Fälle von Polizeigewalt gegen Schwarze treiben seit Wochen Demonstranten in den USA auf die Strasse. Nun ist erneut ein schwarzer Jugendlicher von einem Polizisten erschossen worden.

Kämpfe zwischen Polizisten und Demonstranten an der Tankstelle (Bild: sda)

Wiederholte Fälle von Polizeigewalt gegen Schwarze treiben seit Wochen Demonstranten in den USA auf die Strasse. Nun ist erneut ein schwarzer Jugendlicher von einem Polizisten erschossen worden.

Wie die Polizei von St. Louis County am Dienstagabend mitteilte, kam es zu den Schüssen bei einer Routinekontrolle an einer Tankstelle in der Kleinstadt Berkeley unweit von Ferguson im US-Bundesstaat Missouri.

Bei der Tankstelle seien zwei Männer auf den Polizeiwagen zugekommen. Als der eine Mann eine Pistole auf den weissen Beamten gerichtet habe, habe dieser keine Wahl gehabt und drei Schüsse abgegeben.

Nach ersten Erkenntnissen habe eine Kugel den Verdächtigen getroffen, eine zweite ein Fahrzeug und eine dritte Kugel sei noch nicht wiedergefunden worden. Laut örtlichen Medien ist der Tote 18 Jahre alt. Er sei von seiner Mutter identifiziert worden.

«Wir glauben nicht, dass der Verdächtige seine Pistole benutzt hat», sagte der Polizeichef von St. Louis, Jon Belmar, am Mittwoch. Vor Ort fanden die Ermittler nach Angaben Belmars eine Neun-Millimeter-Pistole, deren Seriennummer entfernt worden sei. Die Polizei fahndete nach dem Begleiter des erschossenen Jugendlichen.

Zusammenstösse am Tatort

Am Tatort kam es am Mittwochmorgen zu Zusammenstössen zwischen Demonstranten und Polizisten, wie der Sender NBC berichtete. Spontan versammelten sich rund 200 Menschen, es kam zu Handgreiflichkeiten. Einige Müllbehälter brannten.

Die «St. Louis Post-Dispatch» berichtete, dass sich etwa 60 Personen an der Tankstelle versammelten. Mindestens drei seien verhaftet worden. Die Lage war angespannt. Rauch war zu sehen und lautes Knallen zu hören. Unklar war jedoch, ob dies von den Umstehenden stammte oder von der Polizei.

Protestwelle gegen Polizeigewalt

In Ferguson war im August der 18-jährige Michael Brown von einem weissen Polizisten erschossen worden. Dies hatte schwere Krawalle ausgelöst. Eine Geschworenenjury entschied Ende November, dass sich der weisse Polizist Darren Wilson wegen der Schüsse auf Brown vorerst nicht vor Gericht verantworten muss.

Nach weiteren Fällen, in denen Polizisten unbewaffnete Schwarze töteten, aber nicht angeklagt wurden, kam es jüngst zu einer Protestwelle in den USA gegen Polizeigewalt und Rassismus.

Anfang Dezember hatte ein Geschworenengremium entschieden, einen weissen Polizisten für den Tod des schwarzen Eric Garner in New York nicht zur Rechenschaft zu ziehen. Der Polizist hatte Garner bei der Festnahme wegen angeblich illegalen Zigarettenhandels in den Würgegriff genommen.

Dessen Hilferufe, er bekomme keine Luft mehr, ignorierte er. Der asthmakranke Schwarze, ein sechsfacher Familienvater, starb wenig später.

Garner war wie Brown unbewaffnet – ebenso wie der im November in Cleveland getötete zwölfjährige Tamir Rice, der von einem Polizisten erschossen wurde, weil er mit einer Spielzeugwaffe herumgefuchtelt hatte. Im November wurde zudem der unbewaffnete Schwarze Akai Gurley von einem Polizisten in Brooklyn erschossen.

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