Blutiges Wochenende in Nahost: Bei israelischen Angriffen auf den Gazastreifen sind am Sonntag nach Angaben von Ärzten mindestens 87 Palästinenser getötet worden. Allein in dem dicht besiedelten Gaza-Stadtteil Sadschaija kamen 62 Menschen ums Leben. Auf israelischer Seite fielen 13 Soldaten.
Hunderte wurden verletzt, wie ein Sprecher der palästinensischen Rettungskräfte sagte. Die Rettungsdienste zählten unter den Opfern im Stadtteil Sadschaija 14 Frauen und 17 Kinder. Augenzeugen sprachen von Dutzenden Leichen, die auf den Strassen gelegen hätten.
Israel erklärt dies mit dem heftigen Widerstand der Hamas im Häuserkampf. Ein israelischer Militärsprecher bezeichnete Sadschaija als «Hochburg der Hamas». 13 Soldaten der als Elitetruppe geltenden israelische Golani-Einheit wurden alleine am Sonntag in Sadschaija getötet, wie eine Militärsprecherin in Tel Aviv erklärte. Damit kamen seit Beginn der Bodenoffensive am Donnerstagabend 18 israelische Soldaten ums Leben.
Obama kündigt Kerrys Besuch an
US-Präsident Barack Obama äusserte sich beunruhigt über die hohe Zahl der Opfer im Gaza-Konflikt und kündigte eine Vermittlungsmission von Aussenminister John Kerry in die Region an. Zugleich billigte Obama Israel erneut das Recht auf Selbstverteidigung zu.
Obama habe den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu informiert, dass Kerry bald nach Kairo reisen werde, um nach Möglichkeiten für eine «sofortige Beendigung der Feindseligkeiten» zu suchen.
Netanjahu will Bodenoffensive ausweiten
Ungeachtet der zahlreichen Toten auf beiden Seiten kündigte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine Ausweitung der Bodenoffensive im Gazastreifen an. «Wir werden nicht aufhören, bis alle Ziele erreicht sind», sagte Netanjahu.
Netanjahu sieht zudem «sehr starken» internationalen Rückhalt für die Gaza-Offensive. Israel habe «internationale Legitimität» für seine Militäroperation gewonnen, nachdem die radikal-islamische Hamas einen von Ägypten ausgearbeiteten Entwurf für einen Waffenstillstand abgelehnt habe, sagte Netanjahu am Sonntag bei einer Pressekonferenz im Verteidigungsministerium in Tel Aviv weiter.
Kurze Kampfpause
Eine humanitäre Feuerpause, die das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) angeregt hatte, brach am Sonntag nach kurzer Zeit zusammen. Die israelische Armee habe «auf Beschuss der Hamas» reagiert und «zurückgeschossen», erklärte ein Armeesprecher. Die zweistündige Kampfpause am Sonntagnachmittag hätte dazu dienen sollen, die Leichen in Sadschaija zu bergen.
Seit Beginn der israelischen Militäroffensive am 8. Juli wurden nach palästinensischen Angaben mehr als 430 Menschen getötet und mehr als 3000 verletzt. Palästinensische Ärzte beklagen bereits einen Mangel an Medikamenten und Ausrüstung bei der Behandlung der vielen Opfer.