US-Regierung ruft zum Kampf gegen Klimawandel auf

Sturmfluten an der Atlantikküste, Waldbrände in Kalifornien, schrumpfende Gletscher in Alaska: Die Vereinigten Staaten erleben der US-Regierung zufolge bereits heute die dramatischen Folgen des Klimawandels. 

Überschwemmungsopfer in Florida im April dieses Jahres (Bild: sda)

Sturmfluten an der Atlantikküste, Waldbrände in Kalifornien, schrumpfende Gletscher in Alaska: Die Vereinigten Staaten erleben der US-Regierung zufolge bereits heute die dramatischen Folgen des Klimawandels. 

Das Weisse Haus ruft in seinem aktuellen Klimabericht dringend zum Kampf gegen die Erderwärmung auf: «Die Ergebnisse dieser Nationalen Klimabeurteilung unterstreichen die Notwendigkeit für dringendes Handeln, um die Bedrohungen durch den Klimawandel zu bekämpfen, die amerikanischen Bürger und Gemeinden heute zu beschützen und eine nachhaltige Zukunft für unsere Kinder und Enkelkinder zu schaffen», erklärte das Weisse Haus.

Es handle sich um die «umfassendste» Darstellung, die jemals zu den Folgen des Klimawandels für die einzelnen Regionen und die verschiedenen Wirtschaftsbereiche der USA erstellt worden sei. Hunderte Wissenschaftler haben vier Jahre lang an dem Bericht gearbeitet.

Die Erderwärmung sei «keine entfernte Gefahr», warnte Obama-Berater John Holdren in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Stürme, Hochwasser und andere extreme Wetterereignisse seien längst eine ernste Bedrohung für Wohngebiete, Strassen, Brücken und Industrieanlagen.

Unterschiedliche Herausforderungen

In dem Bericht heisst es, dass «Amerikaner die Veränderungen um sie herum» bemerken würden. «Die Sommer sind länger und heisser.» Heftige Regengüsse würden immer wieder zu Überschwemmungen führen.

Die einzelnen Landesteile der USA stehen demnach vor unterschiedlichen Herausforderungen. Steigende Meeresspiegel würden niedrig gelegene Landstriche an der Ost- und an der Golfküste bedrohen.

Im Südwesten herrsche derweil ein «wachsender Wettbewerb um knappe Wasserressourcen», ausserdem hätten Dürre und Hitzewellen mehr Waldbrände zur Folge. Über die Prärie-Bundesstaaten wie Oklahoma und Kansas fegen zunehmend Tornados und andere Stürme, die «Milliarden Dollar an Schaden» in den betroffenen Gemeinden anrichteten.

Alaska vor Mitte des Jahrhundert eisfrei

Alaska erwärmt sich den Angaben zufolge fast doppelt so schnell wie der Rest des Landes – und dürfte vor der Mitte des Jahrhunderts im Sommer vollständig eisfrei sein.

Das Auftauen in arktischen Gefilden werde die Ökosysteme massiv verändern und Schäden an der Infrastruktur verursachen. Im landwirtschaftlich geprägten Mittleren Westen müssen sich Farmer dem Bericht zufolge auf Ernteausfälle durch Unwetter einstellen.

Obama hatte bei seinem Amtsantritt Anfang 2009 versprochen, dass die USA unter ihm eine Führungsrolle im Kampf gegen die Erderwärmung einnehmen würden. Seine Bemühungen scheiterten aber am Widerstand im Kongress.

Dort stemmen sich vor allem die Republikaner gegen strengere Regeln, die in ihren Augen der Wirtschaft schaden. Doch auch unter seinen Demokraten fehlten Obama im Sommer 2010 entscheidende Stimmen, um ein weitreichendes Gesetz zum Emissionshandel durch den Senat zu bringen.

Treibhausgase reduzieren

Nach seiner Wiederwahl startete der Präsident einen neuen Anlauf in der Klimapolitik und kündigte im vergangenen Juni eine Reihe von Massnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasen an. «Die Frage ist, ob wir den Mut aufbringen, zu handeln, bevor es zu spät ist», sagte der Präsident damals in einer Rede an der Universität Georgetown.

Obama gab als Ziel aus, die Kohlendioxid-Verschmutzung bis zum Jahr 2030 um drei Milliarden Tonnen zu verringern. Das entspricht gut der Hälfte des jährlichen CO2-Ausstosses des US-Energiesektors.

Um die Blockade von Klimawandel-Skeptikern im Kongress zu umgehen, setzt Obama seine Pläne mit Verordnungen durch. Im vergangenen Herbst verschärfte die Umweltschutzbehörde EPA etwa die Grenzwerte für den Kohlendioxid-Ausstoss bei neuen Kraftwerken.

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