Die US-Regierung ändert ihre harte Haltung zu Lösegeldzahlungen, um amerikanische Geiseln aus den Händen ausländischer Terroristen zu befreien. Angehörige, die zur Rettung gekidnappter Familienmitglieder Lösegeld zahlen, müssen nicht länger mit Strafen rechnen.
Allerdings werde die Regierung auch weiterhin selbst kein Geld zahlen und keine Konzessionen machen, sagte Präsident Barack Obama am Mittwoch in Washington. Die Regierung könne aber künftig direkt mit Geiselnehmern Kontakt aufnehmen, heisst es in den neuen Richtlinien.
Oberste Aufgabe der US-Behörden sei es, das Überleben von Geiseln zu sichern. «Als Regierung müssen wir alles tun, um sie nach Hause zu bringen», sagte Obama. Die Behörden sollten die Angehörigen sehr viel aktiver als bisher unterstützen.
Obama traf sich mit Opferfamilien. «Es hat Zeiten gegeben, in denen unsere Regierung sie ungeachtet der guten Absichten im Stich gelassen hat», räumte der Präsident nach der Begegnung ein. «Ich habe ihnen versprochen, dass wir es besser machen können.» «Meine Botschaft an die Familien ist klar: Wir verlassen sie nicht, wir werden zu ihnen stehen», sagte Obama.
Allerdings machte Obama klar, dass auch in der Vergangenheit kein Amerikaner wegen Lösegeldzahlungen juristisch verfolgt worden sei. Seit September 2001 seien weltweit über 80 Amerikaner entführt worden – nur gut die Hälfte sei freigekommen, sagte Obama.
Eigene Praxis überdacht
Die USA hatten in der Vergangenheit immer wieder europäische Länder kritisiert, weil sie Lösegeld zahlten, bei den Zahlungen mithalfen oder zumindest wohlwollend wegschauten.
Vor dem Hintergrund der Ermordung mehrerer Geiseln durch die IS-Miliz hatte Obama Ende vergangenen Jahres eine Überprüfung des Prozederes bei Verschleppungen von Staatsbürgern im Ausland angeordnet.
Neben der Tolerierung von Lösegeldzahlungen durch Familien sehen die neuen Richtlinien eine bessere Koordination zwischen den verschiedenen staatlichen Stellen wie der Bundespolizei FBI und dem Aussenministerium vor.