US-Schwimmstar Ryan Lochte hat den mutmasslichen Überfall auf ihn und drei seiner Teamkollegen in Rio de Janeiro wohl nur erfunden. Stattdessen sollen sich die Schwimmer daneben benommen haben.
Lochte und seine drei Landsleute Jack Conger, Gunnar Bentz und Jimmy Feigen sollen in der Nacht auf Sonntag an einer Tankstelle randaliert haben. Einige der vier Athleten hätten dort die Tür einer Toilette eingetreten. Anschliessend sei ein Security-Mitarbeiter gekommen, der seine Waffe aber nie gezogen habe.
Der Geschäftsführer der Tankstelle habe wenig später von den Schwimmern eine Entschädigung für die eingetretene Tür verlangt. Nach einer Diskussion hätten die Athleten bezahlt und seien weitergefahren.
Die vier Schwimmer hatten allerdings zunächst angegeben, sie seien am Sonntag bei einer nächtlichen Taxifahrt von einer Party ins Olympische Dorf von Bewaffneten ausgeraubt worden. Lochte berichtete detailreich, einer der Täter habe ihm eine Waffe an die Stirn gehalten und sie zur Übergabe ihrer Wertsachen gezwungen. Die brasilianischen Olympia-Gastgeber entschuldigten sich daraufhin bei den US-Schwimmern.
Ermittlungsrichterin Keyla Blank äusserte inzwischen aber Zweifel an den Aussagen. Sie wies in einer Erklärung auf «Ungereimtheiten» in den Angaben der Athleten hin, die in einer persönlichen Anhörung geklärt werden müssten. Demnach machten die Schwimmer widersprüchliche Angaben zur Zahl der Täter. Zudem hätten sich immer noch keine Zeugen gemeldet, auch der Taxifahrer sei nicht ausfindig gemacht worden.
Die vier Sportler stehen nun im Verdacht der Falschaussage und Vortäuschung einer Straftat. Blank ordnete die Beschlagnahme ihrer Pässe an, um ihre Ausreise zu verhindern. Conger und Bentz wurden am Mittwoch aus ihrem bereits startbereiten Flugzeug geholt. Lochte war da jedoch schon in die USA zurückgekehrt, und Feigen hielt sich nicht mehr im Olympischen Dorf auf.
Nach Angaben des US-Senders NBC wollen Conger und Bentz mit den brasilianischen Justizbehörden kooperieren. In einem nächtlichen Telefonat mit NBC wies Lochte die Vorwürfe der Richterin entschieden zurück. Seine Kollegen Conger und Bentz wurden noch in der Nacht von der Flughafenpolizei vernommen. Sie mussten sich am Donnerstag erneut bei der Touristenpolizei von Rio de Janeiro einfinden.
Das US-Aussenministerium rief die Sportler zur Kooperation mit den brasilianischen Behörden auf. Der Sprecher des olympischen Organisationskomitees, Mario Andrada, äusserte indes Verständnis für die Schwimmer und rief dazu auf, ihnen «eine Pause» zu geben. Die Athleten hätten Spass haben wollen und einen Fehler gemacht. «Das ist Teil des Lebens», sagte Andrada, der sich am Sonntag bei den Schwimmern entschuldigt hatte.