Der stellvertretende US-Aussenminister William Burns hat die Spitzen der Übergangsregierung in Kairo getroffen. Er rief am Montag alle Parteien auf, in den Dialog zu treten und die Gewalt zu beenden, wie arabische Fernsehsender berichteten.
Burns verurteilte die jüngsten Angriffe von Islamisten auf der Sinai-Halbinsel. Er zeigte sich aber zuversichtlich, dass Ägypten trotz der teilweise gewaltsamen Massenproteste das Schicksal des vom Bürgerkrieg geplagten Syrien erspart bleibt.
«Ich denke nicht, dass Ägypten Gefahr läuft, die Tragödie zu wiederholen, die wir in Syrien heute sehen», sagte der US-Diplomat.
Zugleich rief er das Militär auf, keine politisch motivierten Festnahmen vorzunehmen. «Wenn die Vertreter einer der grössten Parteien in Ägypten festgenommen oder ausgeschlossen sind, wie sind dann Dialog und Teilnahme möglich», sagte Burns.
Burns äusserte sich nach Gesprächen mit Armeechef Abdel Fattah al-Sisi, Übergangspräsident Adli Mansur und Regierungschef Hasem Al-Beblawi.
Die massgeblich an den Protesten gegen Mursi beteiligte Tamarod-Bewegung weigerte sich dagegen, einer Einladung zu einem Gespräch mit Burns zu folgen. Washington habe nicht von Anfang an auf der Seite des ägyptischen Volkes gestanden, sagte ein Vertreter der Gruppe.
USA fordert Mursis Freilassung
Die USA verlangen die Freilassung Mursis. Dieser wird seit seiner Entmachtung vom Militär an einem unbekannten Ort und ohne formelle Anklage festgehalten. Zudem ordnete die Staatsanwaltschaft am Montag die Festnahme von sieben führenden Muslimbrüdern und Islamisten an.
Als Grund nannte sie die Gewalt zwischen Anhängern und Gegnern der Islamisten rund um Mursis Sturz. Die Behörde wirft ihnen Anstiftung zur Gewalt, Förderung von Gewalttaten und rücksichtsloses Vorgehen vor.
Auch UNO fordert Lösung
Burns ist der erste hochrangige amerikanische und auch westliche Regierungsvertreter, der das Land nach dem Umsturz vom 3. Juli besucht. Burns will bis Dienstag in der Nil-Metropole bleiben.
Die USA unterstützen Ägypten mit jährlichen Hilfen in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar. Davon sind 1,3 Milliarden Dollar für das Militär bestimmt. Diese Zahlungen müssten nach US-Rechtslage eingestellt werden, falls Washington den Umsturz als Militärputsch einstuft.
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon und Frankreichs Staatschef François Hollande forderten Ägypten auf, eine politische Lösung für die Staatskrise in ihrem Land zu finden. Ägypten befinde sich an einem «kritischen Wendepunkt», sagte Ban nach einem Treffen mit Hollande in Paris.
Unterdessen sammelten sich Tausende Mursi-Anhänger auf dem Moschee-Platz in Kairo zu einer weiteren Massenkundgebung. Die Sicherheitskräfte zeigten Präsenz mit zahlreichen gepanzerten Fahrzeugen und sperrten mit Stacheldraht die Zufahrtsstrasse zur Kaserne der Republikanischen Garde ab, in der Mursi vermutlich in Gewahrsam gehalten wird.