US-Vizepräsident Joe Biden hat mit seinem Verzicht auf eine Präsidentschaftskandidatur Ex-Aussenministerin Hillary Clinton weiter in die Favoritenrolle bei den Demokraten gedrängt. Biden gab seine seit längerem erwartete Entscheidung am Mittwoch bekannt
Das Zeitfenster, um eine erfolgreiche Kampagne für eine Kandidatur aufzustellen, habe sich geschlossen, sagte Biden im Rosengarten des Weissen Hauses. Er begründete seinen Verzicht unter anderem auch mit familiären Gründen.
Der Politiker hatte erst im Mai seinen Sohn Beau verloren. Er war an den Folgen eines Gehirntumors im Alter von 46 Jahren gestorben. «Während meine Familie und ich mit der Trauerarbeit beschäftigt waren, habe ich immer wieder gesagt, dass es gut sein kann, dass der Prozess und die Zeit, die wir dafür brauchen, das Fenster schliessen können – ich habe entschieden, es hat sich geschlossen», sagte Biden.
Er wolle sich aber weiter im politischen Prozess aktiv zu Wort melden, sagte er vor dem Weissen Haus. Während Bidens Erklärung standen seine zweite Ehefrau Jill Biden und US-Präsident Barack Obama neben ihm.
Bidens erfolgreiche Politiker-Karriere war begleitet von Schicksalsschlägen. Vor dem Tod seines Sohnes Beau in diesem Jahr hatte Biden bereits 1972 seine erste Frau Neilia und seine Tochter Naomi bei einem schweren Verkehrsunfall verloren. Ein Jahr später trat Biden seine erste Amtszeit im US-Senat an.
Clinton klare Favoritin
Nach dem Verzicht des Vizepräsidenten bleiben mit der früheren First Lady Clinton sowie Senator Bernie Sanders aus dem Bundesstaat Vermont zwei Bewerber mit ernstzunehmenden Chancen um die Kandidatur für die demokratische Partei. Clinton gilt nach Umfragen als hohe Favoritin.
Die Umfragen für den 72 Jahre alten Vizepräsidenten als Nachfolger seines «Chefs» Obama waren zuletzt nicht besonders gut. Eine Mehrheit der Wähler der demokratischen Partei hatte sich dafür ausgesprochen, dass Biden nicht ins Rennen gegen Hillary Clinton und Bernie Sanders geht. Für den Fall einer Bewerbung sahen die Meinungsforscher ihn nur auf dem dritten Platz hinter Clinton und Sanders.
Für Biden wäre es der dritte Anlauf auf das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten gewesen. 1988 war er nach einer Plagiatsaffäre zur Aufgabe gezwungen worden. 2004 war der erfahrene Senator aus dem Staate Delaware bereits in der ersten Vorwahl weit abgeschlagen gescheitert und hatte aufgegeben.