Der aus Saudi-Arabien stammende Shaker Aamer ist nach 13 Jahren im berüchtigten US-Gefangenenlager Guantánamo auf dem Heimweg zu seiner in Grossbritannien lebenden Familie. Der 46-jährige Aamer sei frei, bestätigte der britische Aussenminister Philip Hammond in Wien.
Premierminister David Cameron hatte sich persönlich bei US-Präsident Barack Obama für den vierfachen Vater eingesetzt. Die USA warfen ihm vor, die Terrororganisation Al-Kaida zu unterstützen, klagten ihn jedoch nie an und liessen die Vorwürfe bereits 2007 fallen.
Der britische Oppositionsführer Jeremy Corbyn begrüsste die Freilassung Aamers ebenso wie die Unterstützergruppe We Stand With Shaker und die Menschenrechtsorganisation Amnesty International.
«Wir müssen uns daran erinnern, in welchem Masse dieser Fall eine furchtbare Parodie der Justiz war. Nachdem er fast 14 Jahre unter inakzeptablen Zuständen festgehalten worden ist, wird Herr Aamer Zeit brauchen, um sich an die Freiheit wieder zu gewöhnen», erklärte die Amnesty-Direktorin für Grossbritannien, Kate Allen.
Aamer war 2001 mit seiner Familie nach Afghanistan gereist, um nach eigenen Angaben dort für eine Hilfsorganisation zu arbeiten. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 schickte er seine Familie nach Pakistan und war nach eigener Aussage kurz davor, ihr zu folgen, als er festgenommen wurde.
Die USA warfen ihm vor, für das Terrornetzwerk Al-Kaida Kämpfer rekrutiert und Geld gesammelt zu haben und ein Vertrauter des Al-Kaida-Führers Osama bin Laden gewesen zu sein.
Aamers Frau und seine Kinder sind britische Staatsbürger. Nach Angaben seines Anwalts wurde er im Gefängnis gefoltert, unter anderem mit Schlägen und Schlafentzug.
In Guantánamo werden nach US-Angaben noch immer mehr als 100 Gefangene festgehalten. Insgesamt waren dort knapp 800 Menschen interniert.