Der Handelsstreit zwischen den USA und Kanada verschärft sich weiter. Die US-Regierung leitete am Donnerstag ein Verfahren gegen das Nachbarland wegen mutmasslich unfairer Subventionen für den Flugzeugbauer Bombardier ein.
Grund sei eine Beschwerde des US-Konkurrenten Boeing, erklärte US-Handelsminister Wilbur Ross. Kanada erklärte umgehend, hinter dem Verfahren stecke eine «Taktik» von Boeing, um die Konkurrenz auszubremsen. Aussenministerin Chrysthia Freeland deutete Strafmassnahmen gegen das US-Unternehmen an.
Es geht um zwei neue Mittelstreckenmaschinen von Bombardier, die CS100 mit 100 Plätzen und die CS300 mit 150 Plätzen – sie sind direkte Konkurrenz für die B737 von Boeing. Der US-Flugzeugbauer hatte Ende April Beschwerde gegen Bombardier eingelegt. Der kanadische Flugzeugbauer verkaufe die Maschinen unter Herstellungskosten und habe mehr als drei Milliarden US-Dollar Subventionen vom Staat bekommen, lautete der Vorwurf.
Freeland erklärte, das von den USA eingeleitete Wettbewerbsverfahren ziele «klar darauf ab, den Verkauf der neuen Modellreihe von Bombardier auf dem US-Markt zu verhindern». Sie kündigte an, Kanada überprüfe nun die Rüstungsausgaben, von denen Boeing profitiere. Die Regierung in Ottawa hatte im Herbst 18 Kampfflieger vom Typ F/A-18 Super Hornet bei Boeing bestellt.
Erst Ende April hatten sich die USA und Kanada bereits über Holzlieferungen gestritten – das US-Finanzministerium verhängte Strafzölle für kanadisches Holz, Kanada drohte mit Gegenmassnahmen.
Die neue US-Regierung unter Präsident Donald Trump hat auch in der Handelspolitik die Parole «Amerika zuerst» ausgegeben. Am Donnerstag leitete Washington die Neuverhandlung des nordamerikanischen Freihandelsabkommens NAFTA ein, das den Handel zwischen der USA, Kanada und Mexiko seit 1994 erleichtert.