Wegen der massiven Sparzwänge plant die US-Regierung eine umfangreiche Neuausrichtung der Streitkräfte. Die überarbeitete Verteidigungsstrategie sieht nach Angaben aus Regierungskreisen vor, dass sich die Armee von ihrem Ziel verabschiedet, zwei Kriege gleichzeitig führen und gewinnen zu können.
Zudem sollen die Militärpräsenz in Europa verringert und milliardenschwere Rüstungsaufträge verschoben werden. US-Verteidigungsminister Leon Panetta wird die neue Strategie am Donnerstag zusammen mit dem Chef der Streitkräfte, Martin Dempsey, vorstellen. Die Pläne dürften den Haushaltsstreit zwischen Demokraten und Republikaner mitten im Wahlkampf weiter anheizen.
Besonders umstritten könnte das Ziel sein, die Fähigkeiten der Streitkräfte so zu verringern, dass die USA in Zukunft nur noch einen grossen Krieg führen können. Stattdessen soll die Armee in die Lage versetzt werden, feindlichen Plänen eines weiteren Gegners so zu begegnen, dass es erst gar nicht zu einem zweiten Grosskonflikt kommen kann, wie ein Regierungsmitarbeiter sagte.
Ein weiterer Bestandteil der neuen Strategie sei, die Anzahl der Brigade-Einheiten in Europa von drei auf zwei zu verringern, sagte ein anderer Regierungsvertreter. Eine Kampftruppenbrigade besteht in der Regel aus 3000 bis 4000 Soldaten.
Wendepunkt nach 10 Jahren Krieg
Das US-Präsidialamt und das Verteidigungsministerium lehnten eine Stellungnahme zu den Plänen ab und verwiesen auf die Pressekonferenz am Donnerstag. Ein Regierungssprecher erklärte lediglich, US-Präsident Barack Obama sei in die Ausarbeitung der neuen Verteidigungsstrategie eng eingebunden gewesen und habe darüber regelmässig mit Panetta sowie ranghohen Militärs beraten.
Das Ergebnis trage der Tatsache Rechnung, dass „wir nach zehn Jahren im Krieg an einem Wendepunkt angelangt sind mit neuen Herausforderungen und Möglichkeiten, die eine Neuausrichtung unserer Verteidigungsziele verlangt“, sagte der Sprecher.
Die Überarbeitung der Verteidigungsziele war im vergangenen Jahr noch von Panettas Vorgänger Robert Gates in Auftrag gegeben worden. Damals hatte Obama dem Verteidigungsministerium die Vorgabe gemacht, in den nächsten zwölf Jahren rund 400 Milliarden Dollar einzusparen.
Auch die Rüstungsindustrie werde von den Kürzungen nicht verschont bleiben, sagte ein Regierungsmitglied. So werde Panetta bekanntgeben, dass die Armee bestimmte Rüstungsgüter erst zwei Jahre später anschaffen werde – darunter ein neues U-Boot und ein weiterer Flugzeugträger.