Die USA haben das umstrittene Gefängnis auf ihrem Stützpunkt Bagram bei Kabul offiziell an die afghanischen Behörden übergeben. Mehr als 3100 Gefangene wurden während einer Zeremonie am Montag der afghanischen Militärpolizei übergeben.
Dies teilte deren Chef Safiullah Safi mit. Die meisten der mehr als 3000 überwiegend afghanischen Gefangenen – darunter Taliban-Kämpfer und Terror-Verdächtige – befanden sich bereits unter afghanischer Kontrolle.
Allerdings gab es weiter Unstimmigkeiten zwischen Kabul und Washington: Strittig ist das Schicksal von etwa 50 ausländischen, zum grössten Teil pakistanischen Gefangenen sowie von rund 600 Afghanen, die nach dem 9. März inhaftiert worden waren. Die USA wollen diese zunächst in ihrem Gewahrsam behalten.
Am 9. März hatten beide Länder eine Vereinbarung unterzeichnet, derzufolge der Gefängniskomplex sechs Monate später der Verfügungsgewalt Afghanistans unterstellt werden sollte. Washington argumentiert, dass die ausländischen Gefangenen nicht unter die Vereinbarung fallen und die USA weiterhin das Recht hätten, Verdächtige festzunehmen und zu inhaftieren. Afghanistan bestreitet dieses Recht.
Das Gefängnis bei Kabul geriet in den vergangenen Jahren immer wieder in die Schlagzeilen. Es soll dort mehrfach gewaltsame Übergriffe gegen Häftlinge gegeben haben.
Menschenrechtsaktivisten kritisierten, dass Verdächtige entgegen international gültigen Standards ohne Prozess oder Angaben zum Grund ihrer Festnahme festgehalten würden. Im November 2009 war das Bagram-Gefängnis unter dem Namen Haftanstalt Parwan neu eröffnet worden. Die afghanischen Behörden sprechen aber weiter vom Gefängnis Bagram.