USA und NATO greifen in schwere Kämpfe in Kundus ein

Nach der Eroberung der nordafghanischen Provinzhauptstadt Kundus durch die Taliban haben sich Aufständische und Regierungstruppen schwere Gefechte um den Flughafen geliefert. Die afghanischen Regierungstruppen erhielten Unterstützung von NATO-Soldaten.

Afghanische Einheiten während der Gegenoffensive in Kundus (Bild: sda)

Nach der Eroberung der nordafghanischen Provinzhauptstadt Kundus durch die Taliban haben sich Aufständische und Regierungstruppen schwere Gefechte um den Flughafen geliefert. Die afghanischen Regierungstruppen erhielten Unterstützung von NATO-Soldaten.

«Die Taliban haben die ganze Nacht angegriffen», sagte Provinzratsmitglied Sajed Asadullah Sadat am Mittwoch. Sadat hält sich am Flughafen auf, der noch in der Hand der Regierung ist. Ein US-Militärsprecher in Kabul sagte, US-Streitkräfte hätten in der Nacht zwei Luftangriffe in der Nähe des Flughafens geflogen.

Die am Dienstag gestartete Gegenoffensive zur Rückeroberung der Stadt Kundus macht nach Sadats Angaben keine Fortschritte. Die Taliban hielten weiter ihre Stellungen. Die Verstärkungen aus Kabul und Tachar seien in Hinterhalte geraten und erreichten Kundus nicht, sagte Sadat.

NATO-Unterstützung

Er zweifelte an der Fähigkeit der Regierung, Kundus zurückzuerobern. Während die Verstärkung auf dem Landweg nicht nach Kundus kam, trafen auf dem Luftweg nach Angaben aus Sicherheitskreisen mehrere Hundert Mann Verstärkung ein. In Kundus sind mittlerweile auch NATO-Soldaten im Einsatz. Die Spezialkräfte berieten ihre afghanischen Kollegen, sagte ein NATO-Sprecher am Mittwoch.

Nach Angaben aus westlichen Militärkreisen handelt es sich um Soldaten aus Deutschland, Grossbritannien und den USA. Wie viele Soldaten nach Kundus geschickt wurden, war nicht bekannt.

Die Lage in Kundus ist unübersichtlich. Provinzratsmitglied Sadat sagte per Telefon, die Gegend um den Flughafen sei der einzige Teil der Stadt Kundus, der noch von Regierungstruppen kontrolliert werde. Polizeisprecher Sajed Sarwar Hussaini sagte dagegen, die Sicherheitskräfte hielten weiter das Polizei-Hauptquartier und das Gefängnis in der Stadt. Sie hätten beide am Dienstag zurückerobert.

Unbestätigte Berichte über Hinrichtungen

Nach Angaben der UNO gibt es Berichte über Hinrichtungen in Kundus. «Ich bin zutiefst besorgt über die Lage in Kundus nach dem Taliban-Angriff auf die Stadt», teilte der UNO-Sondergesandte für Afghanistan, Nicholas Haysom, am Mittwoch mit. Anwohner bestätigten solche Berichte allerdings nicht.

Die Taliban hatten den früheren Bundeswehr-Standort am Montag mit rund 2000 Kämpfern erobert und damit erstmals seit ihrer Entmachtung im Jahr 2001 wieder die Kontrolle über eine grössere afghanische Stadt übernommen.

Die Extremisten befreiten hunderte Häftlinge aus dem Gefängnis von Kundus, setzten Regierungsgebäude in Brand, darunter die Geheimdienstzentrale, und hissten ihre weissen Flaggen. Im Internet kündigten sie die Einführung des islamischen Rechts der Scharia an.

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