Die Anschläge der IS-Terrormiliz auf Moscheen in Sanaa haben offenbar den Rückzug der letzten US-Einsatzkräfte aus dem Jemen zur Folge. Der US-Sender CNN vermeldete, die letzten verbliebenen 100 US-Sondereinsatzkräfte würden abgezogen.
Es handle sich um ein Truppenkontingent, das Al-Kaida und andere radikal-islamische Gruppen bekämpft habe. Bereits im Februar hatten die USA wie auch andere Staaten, darunter Deutschland, ihre Botschaft geschlossen.
Am Freitag verschärfte sich die Sicherheitslage noch einmal dramatisch, als mindestens 142 Personen bei Selbstmordanschlägen auf zwei Moscheen in der Hauptstadt Sanaa getötet wurden.
Die Anschläge sind der bisherige Höhepunkt einer Welle der Gewalt, die das verarmte Land seit Monaten heimsucht. Der Jemen steckt mitten in einem Machtkampf, der sich zu einem Bürgerkrieg auszuweiten droht.
Schiitische Huthi-Rebellen kontrollieren weite Teile der nördlichen Landeshälfte einschliesslich Sanaas. Der von den Vereinten Nationen anerkannte Präsident Abd-Rabbu Mansur Hadi war im Februar aus einem wochenlangen Hausarrest entkommen und setzte sich in den Süden nach Aden ab.
Hauptstadt Aden
Hadi wiederholte am Samstag in seiner ersten Fernsehansprache seit seiner Flucht an, die Hafenstadt Aden werde vorübergehend die offizielle Hauptstadt des zerrissenen Landes. Bereits vor zwei Wochen hatte Hadi bei einem Treffen mit Würdenträgern erklärt, Aden sei neu die Hauptstadt Jemens geworden.
Aden ist die zweitgrösste Stadt des Jemens und war einst Hauptstadt des sozialistisch geführten Südjemens, der 1990 in den von Sanaa aus regierten Nordjemen integriert wurde. In einem folgenden Bürgerkrieg hatte der Süden vergeblich um seine erneute Unabhängigkeit gekämpft.
Hadi rief in seiner Fernsehansprache die Huthi auf, die Kontrolle der Regierungsministerien in Sanaa aufzugeben. Alle Beteiligten sollten an Gesprächen im benachbarten Saudi-Arabien teilnehmen, um die politische Krise des Jemen zu lösen. Er warf den Huthi aber auch vor, einen Staatsstreich angezettelt zu haben.
Al-Kaida-Angriff
Von der grossen Instabilität versuchen diverse Gruppen zu profitieren, allen voran Al-Kaida. Deren radikalster Flügel, die Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel, hat im Jemen seine Machtbasis.
Am Freitag stürmten Al-Kaida-Kämpfer nach Angaben von Behörden und Bewohnern die Provinzhauptstadt Huta, die gerade einmal 30 Kilometer von Aden entfernt liegt. Sie sollen etwa 20 Soldaten getötet und die Stadt mehrere Stunden in ihrer Gewalt gehalten haben, bevor es der Armee gelang, sie zurückzuschlagen und die Kontrolle zu übernehmen.
Parallel brachen nach Regierungsangaben im Norden Kämpfe zwischen Stämmen und der Huthi-Miliz aus. Am Samstag sollen Huthi zudem in der südlichen Stadt Tais auf Hunderte Menschen geschossen haben, die gegen das Vorrücken der Rebellen protestierten. Angaben zu Opfern lagen nicht vor.