Usain Bolt ist der schnellste Mann der Welt. Der 25-jährige Jamaikaner aus Trelawny krönte sich in London im Final über 100 m in 9,63 Sekunden zum Sprintkönig der XXX. Olympischen Sommerspiele.
Der Weltrekordhalter, der fünf Hundertstel über seinem in Berlin 2009 aufgestellten Weltrekord blieb, gewann das Duell gegen seinen Landsmann Yohan Blake und wiederholte damit seinen Triumph vor vier Jahren von Peking, wo er über 100 m, 200 m und in der Sprintstaffel gesiegt hatte. In 9,63 Sekunden lief Bolt sechs Hundertstel schneller als in Peking – und eine deutlich neue Jahresweltbestzeit. Silber holte sich Blake, der 9,75 Sekunden lief, Bronze sicherte sich der Amerikaner Justin Gatlin (9,79). Tyson Gay (USA/9,80) und Asafa Powell (Jam), der sich vierzig Meter vor dem Ziel verletzte und ins Ziel humpelte, gingen leer aus.
Mit sieben Läufern unter zehn Sekunden ging der Final von London als schnellster Endlauf in die Geschichte ein. Dieser hatte sich bereits in den Halbfinals zwei Stunden zuvor angekündigt. Nur Richard Thompson war in den Halbfinals als einziger der acht Finalteilnehmer über zehn Sekunden geblieben (10,02). Obwohl Gatlin, der Sieger der US-Trials, mit 9,82 Sekunden die beste Zeit gelaufen war, hatten Bolt mit 9,87 Sekunden und Blake mit 9,85 Sekunden bereits da den stärksten Eindruck hinterlassen. Die beiden Jamaikaner liefen nur unwesentlich langsamer als Gatlin, ohne allerdings voll durchzuziehen.
Bolt und Blake wurde damit ihrer Favoritenrolle gerecht. Bereits vor den Spielen hatten alle vom Duell zwischen den beiden gesprochen. Die Trainingspartner, welche beide von Coach Glen Mills zu Ausnahmeathleten geformt worden sind, hatten sich gemeinsam in Birmingham auf den Showdown im Olympiastadion in East London vorbereitet. Blake war in den letzten zwölf Monaten phasenweise aus dem Schatten seines Vorbilds getreten. Vor einem Jahr an den Weltmeisterschaften in Daegu hatte er vom Fehlstart und der Disqualifikation Bolts profitiert und sich zum 100-m-Weltmeister gekürt. In dieser Saison entschied er vor gut einem Monat an den jamaikanischen Trials in Kingston sowohl das Duell über 100 m als auch jenes über 200 m für sich. Mit 9,75 Sekunden war Blake als Jahresschnellster nach London gereist. Nun nahm Bolt Revanche.
Einen Tag vor dem 50. Jahrestag der Unabhängigkeit Jamaikas von der britischen Krone unterstrich die Karibik-Insel damit ihre Vormachtstellung im Sprint. Nach Shelly-Ann Fraser-Pryce schaffte auch Bolt das Double zweier 100-m-Olympiasiege hintereinander, welches letztmals bei den Männern Carl Lewis (USA) gelungen war (1984/88). Mit seinem insgesamt vierten Olympiasieg stieg Bolt auf die gleiche Stufe wie Jesse Owens (USA), der an den Olympischen Spielen 1936 viermal Gold gewonnen hatte.
Bereits am Donnerstag dürfte es zu einem weiteren Duell zwischen Bolt und Blake kommen. Dann steht der Final über 200 m an.