Knapp ein halbes Jahr vor der Präsidentschaftswahl in Frankreich macht Premierminister Manuel Valls Druck auf den unpopulären Amtsinhaber François Hollande. Hollande solle nicht mehr für eine zweite Amtszeit antreten, sagte Valls in einem Interview.
«Angesichts der Verunsicherung, des Zweifels, der Enttäuschung, der Vorstellung, dass die Linke keine Chance hat, will ich diesen Mechanismus durchbrechen, der uns in die Niederlage führen wird», sagte Valls in einem Interview mit der Wochenzeitung «Le Journal du Dimanche».
Er respektiere Hollande und sei ihm gegenüber loyal, doch schliesse dies «Offenheit» nicht aus, führte der Premier weiter aus. «Man kann nicht umhin festzustellen, dass sich der Kontext in den letzten Wochen geändert hat».
Valls bezog sich mit der Aussage auf die Veröffentlichung des jüngsten Buches zweier Journalisten über Gespräche mit Hollande, in denen sich der Präsident oftmals abfällig über politische Gegner und Parteifreunde geäussert hat.
Eigene Kandidatur nicht ausgeschlossen
Das Buch habe auf der Linken für «tiefe Verunsicherung» gesorgt, sagte Valls dem «Journal du Dimanche» und fügte hinzu, «als Chef der Mehrheit gehört es zu meiner Verantwortung, diesem Klima Rechnung zu tragen». Die Kandidatenwahl der Sozialisten im Januar müsse der Partei neuen «Elan und Hoffnung» geben.
Eine eigene Bewerbung bei der Vorwahl der Sozialisten schliesst Valls nicht mehr aus, auch wenn Hollande ebenfalls kandidieren sollte. Die Entscheidung werde schon bald fallen, kündigte Valls an.
Hollande will erst im Dezember bekanntgeben, ob er im Frühjahr 2017 für eine zweite Amtszeit kandidiert. Umfragen deuten darauf hin, dass er praktisch keine Chancen auf eine Wiederwahl hat.