Der Poker um die berühmte Therme Vals findet heute Abend ein Ende. Die Stimmberechtigten des Bündner Bergdorfes entscheiden, ob und an wen der Therme-Komplex verkauft werden soll. Die vorliegenden Angebote sind vergleichbar. Der Entscheid ist eine Vertrauensfrage.
Die Therme und das dazugehörige Hotel sind im Besitz der Gemeinde. Der Valser Gemeinderat und der Verwaltungsrat der Hotel und Thermalbad AG sind aber der Ansicht, dass Vals notwendige Millionen-Investitionen in die Infrastruktur nicht aufbringen kann. Deshalb soll die Anlage verkauft werden – mit der Auflage, dass in beträchtlichem Umfang investiert wird.
Im Rennen um das 1996 eröffnete Thermalbad ist einerseits eine Gruppe rund um den Architekten der Therme, Peter Zumthor. Gegenspieler ist der Immobilienunternehmer und gebürtige Valser Remo Stoffel, der vom Valser Steinbruchbesitzer und ehemaligen Therme-Verwaltungsratspräsidenten Pius Truffer unterstützt wird.
Beide Parteien bieten der Gemeinde Vals rund sieben Millionen Franken für alle Aktien der Hotel und Thermalbad AG und wollen 45 respektive 50 Millionen Franken in einen architektonisch hochstehenden Hotelneubau investieren.
Als Zückerchen stellt Zumthor ein Bergrestaurant und ein grosses Personalhaus in Aussicht. Stoffel seinerseits wirft eine neue Mehrzweckhalle in die Waagschale.
Dorf in zwei Lager gespaltet
Zumthor und Stoffel spalten das Dorf in zwei Lager. Das eine, zu dem auch der gesamte Gemeindevorstand gehört, sieht in Zumthor den Garanten für eine visionäre Weiterentwicklung des Komplexes.
Das andere Lager möchte Vals vom Therme-Übervater Zumthor unabhängig machen. Die Zusammenarbeit mit ihm gilt als schwierig. Sowohl der alte wie auch der aktuelle Therme-Verwaltungsrat haben sich mit ihm überworfen. Sie setzen auf Stoffel.
Dessen Gegner wiederum befürchten, dass es ihm nur um ein Investitionsgeschäft geht und nicht um ein langfristiges Engagement.
An der Gemeindeversammlung in der Valser Turnhalle geht es am Freitagabend aber nicht nur um die Entscheidung für eine der beiden Interessengruppen. Traktandiert ist auch die Frage, ob Vals die Therme überhaupt verkaufen soll.
Zwar haben sowohl Zumthor wie auch Stoffel der Gemeinde angeboten, das Bad in eine Stiftung der Gemeinde zu überführen und nur das Nutzungsrecht zu beanspruchen. Womöglich wollen die Valser aber die volle Kontrolle über ihre „Perle“ behalten, die das Dorf landesweit bekannt gemacht hat.