Kurz vor der Stichwahl um das Präsidentenamt in Österreich haben die beiden Kontrahenten ihre Anhänger noch einmal mit Facebook-Videos zu mobilisieren versucht. Es wird mit einem äusserst knappen Ergebnis des Wahlgangs am Sonntag gerechnet.
Sowohl Ex-Grünen-Chef Alexander Van der Bellen als auch der rechtspopulistische FPÖ-Kandidat Norbert Hofer stellten Videos ins Internet, auf denen sie versprachen, sich für eine gute Zukunft des Landes einzusetzen.
Van der Bellen und Hofer stellten bei Wahlkampfauftritten in Wien ihre unterschiedlichen Programme heraus. «Wir dürfen uns nicht schämen zu sagen: Wir sind stolz, Österreicher zu sein», sagte der 45-jährige Hofer. Die EU-Aussengrenzen sollten geschützt werden, und nach Österreich solle nur einwandern, wer dort tatsächlich gebraucht werde.
Der 72-jährige Van der Bellen forderte seine Anhänger vor dem Hintergrund des Erstarkens rechtspopulistischer Bewegungen auf: «Lassen wir nicht zu, dass dieses Land in eine andere Richtung geht!» Der Islam ist für Hofer «kein Teil von Österreich»; Van der Bellen beschimpfte er im Wahlkampf als «Kommunisten» und «grünen Diktator».
Wahl mit ungewissen Folgen
Was ein Sieg Hofers genau bedeuten würde, ist unklar. Theoretisch hätte er als Präsident die Befugnis, Kanzler Christian Kern von der sozialdemokratischen SPÖ zu entlassen.
Hofers Partei hatte das Votum der Briten für den EU-Austritt ihres Landes und die Wahl des Republikaners Donald Trump zum US-Präsidenten begrüsst. Das eigentliche Ziel der FPÖ bestehe darin, das Bundeskanzleramt in Wien zu erobern, sagte Charles Lichfield von der Eurasia Group.
Die Wahllokale schliessen in Österreich am Sonntag um 17.00 Uhr. Gegen 19.30 Uhr wird das vorläufige Endergebnis erwartet. Allerdings werden dann noch nicht die Briefwahlstimmen ausgezählt sein, die von entscheidender Bedeutung sein könnten.
Die Auszählung der Briefwahlstimmen erfolgt erst am Montag. Laut Wahlforschern gibt es bei diesem Wahlgang rund 600’000 Briefwähler; bei der Stichwahl im Mai, die wegen Unregelmässigkeiten von der FPÖ angefochten worden war, waren es 740’000.