Hollands Nationaltrainer Bert van Marwijk zieht nach dem kläglichen Vorrunden-Out an der EM die Konsequenzen. Nach 52 Spielen tritt der Bondscoach zurück.
Drei Niederlagen mit fünf Gegentoren in den Gruppenspielen gegen Dänemark, Deutschland und Portugal hätten in Holland selbst die grössten Pessimisten nicht erwartet. Vor allem nicht nach der völlig souverän vollbrachten EM-Qualifikation und dem Einzug in den WM-Final vor zwei Jahren. Die Bilanz an sich las sich weissgott nicht schlecht. Unter Van Marwijk gewann Holland 34 von 52 Partien und spielte dazu zehn Mal unentschieden. Nur: Die entscheidenden Spiele, wie eben jene in Polen und der Ukraine oder der WM-Final 2010 gegen Spanien, verlor die „Elftal“ nach teils unterirdischen Leistungen.
Erst im Dezember des letzten Jahres hatte der Schwiegervater des ebenfalls zurückgetretenen Captains Mark van Bommel seinen Vertrag bis zur EM 2016 verlängert. Den Job hatte Van Marwijk 2008 nach dem verlorenen EM-Viertelfinal gegen Russland als Nachfolger von Marco van Basten angetreten. Immer wieder während seiner Tätigkeit sah sich der 61-jährige Coach aber mit internen Problemen konfrontiert. Das offensiv wohl spektakulärste Team des Kontinents liess öfters Interna durchsickern, verschiedene Akteure (wie während der EM 2012 etwa Huntelaar) beklagten sich via Medien über zu wenig Einsatzzeit.
Van Marwijks Rücktritt war eine weitere Zusammenkunft mit Vertretern des holländischen Verbandes (KNVB) vorausgegangen, in der die EM-Leistungen aufgearbeitet werden sollte. Offenbar traten grosse Meinungsunterschiede zutage. Noch vor wenigen Tagen hatten die Zeichen auf Weiterbeschäftigung gestanden. „Ein Abschied steht nicht auf der Tagesordnung. Ich finde, dass er Kredit verdient hat“, hatte Verbandspräsident Bert van Oostveen erklärt.
Wer Van Marwijk beerben soll, ist unklar. Der holländische Spitzenklub Feyenoord Rotterdam jedenfalls teilte bereits mit, sein Trainer Ronald Koeman werde keine Freigabe erhalten.