Vanessa Redgrave gilt als eine der besten lebenden Schauspielerinnen. Heute wird sie 80.
Seit drei Generationen stehen die Redgraves im Rampenlicht von Theater, Kino und Fernsehen, und Vanessas Geburt wurde natürlich von der Bühne verkündet: «Heute Abend ist eine grosse Schauspielerin geboren», gab Schauspiellegende Laurence Olivier 1937 unter tosendem Applaus bekannt.
Die Britin war das Sexsymbol der Intellektuellen in den Swinging Sixties – unvergessen in Antonionis «Blow Up» oder «Isadora». Mit klassischen Shakespeare-Interpretationen wie der Rosalind in «Wie Es Euch Gefällt» und so herausfordernden Rollen wie der einer transsexuellen Tennisspielerin («Second Serve») spielte sie sich in den Schauspielhimmel.
Redgrave hat zwei Seiten: zum einen der internationale Star, zum anderen die ans Fanatische grenzende Menschenrechtlerin. Sie setzte sich immer für ihre Überzeugung ein, egal ob es ihrer Karriere schadete oder nicht, demonstrierte gegen den Vietnamkrieg und sympathisierte mit der IRA.
In der 70er Jahren wurde sie Mitglied der trotzkistischen Revolutionären Arbeiterpartei und kandidierte sogar (vergeblich) fürs Parlament. Schon damals spendete sie einen Grossteil ihrer Gagen für politische Zwecke und lebt daher bis heute relativ bescheiden im Südwesten Londons.
Kein Wunder, dass sie die Oscar-Verleihung 1978 als Plattform nutzte und eine der berüchtigtsten Akzeptanzreden hielt. Dreimal war sie schon nominiert worden; mit der Rolle als Nazi-Widerstandskämpferin Julia im gleichnamigen Film klappte es endlich.
Sie bereut nichts, schon gar nicht die Oscar-Rede: «Ich bin praktisch am Ende meines Lebens, also ist es gut, dass ich immer noch etwas tun muss, um zu helfen, so winzig es auch ist.»