Nach den Zerstörungen durch den Zyklon «Pam» im Pazifikstaat Vanuatu hat Präsident Baldwin Lonsdale eindringlich um internationale Hilfe gebeten. Das ganze Ausmass der Verwüstung war weiter unklar.
Der Zyklon «Pam» hatte Vanuatu in der Nacht zum Samstag getroffen, Sturmböen erreichten Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 320 Stundenkilometern. Auch Nachbarstaaten wie Tuvalu waren betroffen, wo die Hälfte der 10’000 Einwohner Hilfe brauchten, wie die Regierung sagte. Die südlichen Inseln lagen direkt im Auge des Zyklons; es war einer der mächtigsten je gemessenen Zyklone.
Auch zwei Tage danach wirkte Lonsdale sichtlich betroffen. Vanuatu brauche sofort humanitäre Hilfe, sagte er am Montag am Rande einer UNO-Konferenz zur Katastrophenvorsorge im japanischen Sendai. Sein Land benötige aber auch langfristig Unterstützung, um die zerstörte Infrastruktur wieder aufzubauen.
Seine Regierung habe in den vergangenen Jahren viel für die Entwicklung Vanuatus getan, sagte er vor der Rückkehr in seine Heimat. «Dann kam dieser grosse Zyklon und hat alles einfach zerstört.»
Häuser wie weggeblasen
Zuvor hatte der Präsident den Klimawandel für die Katastrophe mitverantwortlich gemacht. Schon seit Jahresbeginn habe es immer wieder ungewöhnlich heftig geregnet, sagte er.
Einwohner in der Hauptstadt Port Vila berichteten, einen derart zerstörerischen Sturm hätten sie noch nicht erlebt. Allein in der Hauptstadt waren demnach 90 Prozent der Häuser beschädigt oder zerstört.
Vanuatu zählt sich ebenso wie die anderen Inselstaaten im Pazifik zu den direkt betroffenen des Klimawandels, sie sind von dem ansteigenden Meeresspiegel als eine Folge der Erderwärmung besonders bedroht.
Lage bleibt unübersichtlich
Während die Menschen in Port Vila begannen, die Trümmer wegzuräumen und auch die ersten Geschäfte wieder öffneten, herrschte über die Lage in den entlegeneren Teilen des Inselstaats am Montag weiter Unklarheit.
Möglicherweise seien weniger Menschen ums Leben gekommen als zunächst befürchtet, sagte der französische Botschafter Alain du Boispéan nach einem ersten Beobachtungsflug über dem Süden des Archipels. Doch seien die Schäden immens: «Alle traditionellen Hütten sind zerstört, ebenso wie die Vegetation. Nur die Häuser aus Beton haben einigermassen standgehalten.»
Hilfsorganisationen sorgten sich insbesondere um die Einwohner der entlegeneren Inseln wie etwa Tanna, Erromango oder Malicolo. Bis Montag hatte noch keine Hilfe die Inseln erreicht, die Kommunikation blieb unterbrochen.
Mehr als 100’000 der 270’000 Einwohner Vanuatus dürften obdachlos sein, schätzte der für Vanuatu zuständige Oxfam-Vertreter Colin Collett van Rooyen. Viele Schulen und Gesundheitszentren seien zerstört oder beschädigt, die Auffangzentren überfüllt, es mangele an sauberem Wasser und Toiletten.
Angst vor Krankheiten
Auch andere Helfer warnten vor den Konsequenzen von Wirbelsturm «Pam». «Angesichts des Regens und der Verwüstung müssen wir mit Malaria und Dengue-Fieber sowie mit allen möglichen Durchfallerkrankungen rechnen», sagte die australische Sanitäterin Charlotte Gillan, die seit Jahren in Port Vila lebt. «Die Leute hier ernähren sich zudem von den Erträgen ihrer Gärten – die aber sind allesamt hin.»
Vanuatus Leiter von Save the Children, Tom Skirrow, sagte, die logistischen Herausforderungen könnten grösser sein als nach dem Monster-Taifun «Haiyan», der im November 2013 auf den Philippinen wütete und bis zu 8000 Menschen in den Tod riss. Die Zahl der Toten sei zwar deutlich niedriger, doch der «Anteil der Betroffenen ist viel grösser».